top of page

Interpretations of  German Verse

Gernhardt, Morgenstern, Ringelnatz & Co

A hobby or passion of mine. It is fascinating to attempt to slip into the head and skin of the poet or humourist and tell his or her story, express sentiments and be true to their style. I will leave the reader to judge if I have achieved this.
*For copyright reasons I have published only the original works of those dead for more than 70 years (EU regulations). I will reference the titles and link if available for those interested.

Learn More
Translated German Verse: About

Walther von der Vogelweide

1170-1230

Under der linden

Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
Dâ muget ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.

Ich kam gegangen
zuo der ouwe:
dô was mîn friedel komen ê.
Dâ wart ich empfangen,
hêre frouwe,
daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.

Dô het er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
Des wirt noch gelachet
inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
Bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.

 

Daz er bî mir laege,
wessez iemen
(nu enwelle got!), sô schamt ich mich.
Wes er mit mir pflaege,
niemer niemen
bevinde daz, wan er und ich.
Und ein kleinez vogellîn:
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sîn.
 

Unter den Linden

Unter der Linde,
auf der Wiese,
dort wo das Bett von uns zweien war,
da könnt ihr sehen,
liebevoll gebrochen,
Blumen und Gras.
Vor einem Wald in einem Tal,
tandaradei,
sang schön die Nachtigall.

Ich kam gegangen
zu der Wiese:
Mein Geliebter war schon vor mir da.
Und so begrüßte er mich,
heilige Jungfrau,
daß ich darüber für immer glücklich bin.
Ob er mich küßte? Sicherlich tausendmal:
tandaradei,
seht, wie rot mein Mund ist.

Er hatte aus
Blumen ein herrliches
Bett hergerichtet.
Darüber wird sich jeder von Herzen
freuen,
der dort vorübergeht.
An den Rosen kann er noch gut,
tandaradei,
erkennen, wo mein Kopf lag.

Daß er mit mir schlief,
wüßte das jemand
(nein bei Gott!), dann schämte ich mich.
Was er mit mir tat,
niemand jemals soll das
wissen außer ihm und mir.
Und jenem kleinen Vogel:
tandaradei,
der wird sicherlich verschwiegen sein.




Daz er bî mir laege,
wessez iemen
(nu enwelle got!), sô schamt ich mich.
Wes er mit mir pflaege,
niemer niemen
bevinde daz, wan er und ich.
Und ein kleinez vogellîn:
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sîn.

Read More

 

 

Beneath the Lime Tree

Beneath the lime tree,
on the meadow,
where we two made our bed,
there you can see
flowers and grass,
lovingly crushed, it is said.
From the woodland, in the vale,
tandaradei,
sang the Nightingale.

I slowly made my way
to the meadow.
My lover was there long before me
and greeted me with:
My dearest virgin
how blesséd can a man be?
Did he kiss me? At least a thousand times.
tandaradei,
my mouth is red - beneath the limes.

A bed of flowers
for us twain
he had tenderly prepared.
And visible for passers-by,
withal plain,
an indentation
in that rosy pillow,
tandaradei,
where my head did lie.


But did any person know
that he slept with me?
(No, by God!) I would die for shame
No one will ever know,
or say our deeds by name,
other than we two,
and of course, the cuckoo
tandaradei,
whom our secret will retain.

 

Read More

Carl Weitbrecht

1847-1904

Zeitgenossen im Tiergarten


Tanzmusik. Die Bestien murren,
Löwen brüllen, Tiger knurren,
Keck dazwischen Eselsschrei,
Arras plärrt und Papagei;
Faul im Zwinger liegt der Bär,
Fesselknackend, plump und schwer
Trabt das Rentier hin und her;
Feig und gierig fletscht die Zähne,
Klemmt den Schwanz ein die Hyäne;
Wie die Affen sich gebärden,
Kann’s doch nur der Äff’ auf Erden;
Die Kamele käuen wieder,
Wichtig steift sein Storchgefieder,
Schier gelehrt der Marabu,
Possig hüpft das Känguru,
Scheu und kopflos bockt das Gnu;
Fräßige Möwen wimmern kläglich,
Doch im Saupark grunzt’s behäglich
Und der Schuhu schnarcht dazu.


Adler mit zerstoßenen Fängen
Will das Eisengitter sprengen,
Aber blutend stürzt er nieder.
Straffgespannt die schlanken Glieder
Steht der Edelhirsch und wittert,
Von den neuen Zwölferstangen
Letzte Fetzen Bastes hangen,
Doch die Flanke keucht und zittert.

Fütterung. Mit glühendem Blick
Springt das Raubtier, — Tanzmusik!



 

Read More

 

 

Zoo Contemporaries

Dance music. The wild beasts growl,
Lions howl, and Tigers prowl,
in between the Mule’s hee-haw
Parrots screech with the Macaw.
The Grizzly Bear’s a lazy fellow,
fetlock cracking, fast then slow,
trots the Reindeer to and fro.
Tail twixt its legs the Hyena
bares its teeth in the arena.
The Baboon’s curious capers
find throughout the world their apers.
The Dromedaries ruminate
and in its noble feathered state
stalks the majestic Marabou,
while irate hops the Kangaroo,
shy and fearful bucks the Gnu.
Ravenous Seagulls whimper,
happy Warthogs grunt and simper,
the Forest Owlet hoots at you.
The Eagle with its pounding claws
attempts to batter through the bars
but spent and bloodied he desists.
With its bow-taut slender members
the Red Deer stands alert and sniffs,
from its newly scoured twelve-enders
the last remaining velvet twists,
but its flanks still pant and tremble.

 

Feeding time! With fiery glance
the predator prepares to pounce –
Dance music!





 

Read More

Franz Xaver Kappus

1883-1923

Sonett

Durch mein Leben zittert ohne Klage,
ohne Seufzer ein tiefdunkles Weh.
Meiner Träume reiner Blütenschnee
Ist die Weihe meiner stillsten Tage.

Öfter aber kreuzt die große Frage
Meinen Pfad. Ich werde klein und geh
Kalt vorüber wie an einem See,
dessen Flut ich nicht zu messen wage.

Und dann sinkt ein Leid auf mich, so trübe
Wie das Grau glanzarmer Sommernächte,
die ein Stern durchflimmert dann und wann -:

Meine Hände tasten dann nach Liebe,
weil ich gerne Laute beten möchte,
die mein heißer Mund nicht finden kann...


 

Read More

 

 

Sonnet

Through my life trembles, ever naught to say,
without a sigh, a deep, dark-shaded woe.
My fantasies of pure unblemished snow
the consecration of my quietest days.

Big questions cross my path, and I’m aware
it’s time to make myself small and disappear
as cold as on the shores of a vast sea,
whose tide to measure, I refuse to dare.

And then a sorrow falls on me, so black
like the grey dullness of a summer night,
through which a lode star flickers now and then.

My hands reach out towards the love I lack,
for which I will pray loudly in my plight,
which for my hot lips is beyond my ken.




 

Read More

Anita Menger

1959-

Der Schneemann schmilzt

Ein Kohlenauge fehlt bereits,
dein Hut ist arg verrutscht.
Die Möhre hängt schief im Gesicht,
wer hat dich so verpfuscht?

Mit Freude wurdest du gebaut,
ein stolzes Exemplar.
Bejubelt und bestaunt von unsrer
kleinen Kinderschar.

Sanft war der erste Sonnenkuss
doch schon warst du verloren.
Die Grade klettern hoch ins Plus,
du triefst aus allen Poren.

Schmilzt still dahin du armer Tropf,
wirkst nicht mehr elegant.
Jetzt fällt dir auch der Besenstiel
noch aus der schwachen Hand.

Sich wehren hat hier keinen Sinn,
du hältst die Zeit nicht auf.
Der Frühling kommt und weißt du was?
„Wir freuen uns darauf!“



 

Read More

 

 

The Snowman melts

One of his eyes has disappeared,
his hat is at a rake,
the carrot’s skewwhiff in his face,
who made such a mistake?

You were built with joy and fondness,
what a fine example.
Cheered on and marvelled at by our
little group of children.

The first kiss of the sun was soft,
but then came more and more.
The temperature climbs aloft,
you sweat from every pore.

Melt quietly, you poor old thing.
no longer elegant.
For now even the broomstick falls
from your enfeebled hand.

There is no reason to resist
You can’t go back in time
Spring’s on its way and will persist -
a season most sublime.





 

Read More

Alfons Petzold

1882-1923

Der Egoist            

Er bleibt sich immer nur ein enger Kreis,
der seine Kraft in sich hineinverschwendet,
ein jedes Dasein gibt ihm den Beweis:
die Menge ist es, die das Große schändet.

Den Weg in einen fremden Schicksalsraum
verrannte ihm sein stolzer Eigenwille,
so blieb er fruchttot wie ein dürrer Baum
und schafft um sich nur eins: Kalte Stille.

Greift eines Menschen Hand nach ihm, dann häuft
er Stein und Stein um sich im engen Kreise,
und wenn ein Tropfen Liebe auf ihn träuft,
wischt er ihn weg und lacht verächtlich leise.

Und ahnt nicht, daß er immer mehr und mehr
sich seiner selbst entfernt und nachtzuwendet,
worin die Seele licht- und liebeleer
auf ihrem selbsterhöhten Kreuze endet.

 

Read More

 

 

The Egoist

In a constricted circle he remains,
his strength self-sapping in its inwardness,
a sheer existence that the proof contains,
the madding crowds desecrate the greatness.

The entrance to a foreign destiny
is thwarted by his arrogant self-will,
so fruitless he remains, a dried-out tree,
creating a surround, icy and still.

Should someone else’s hand grasp after him,
stone on stone he builds a solid fortress,
and should a drop of love contact his skin,
he wipes it off and laughs in scornfulness.

And unaware of the increasing loss
of distance from himself towards the night,
where the soul of light and love takes flight,
and ends up on his self-erected cross.



 

Read More

Karl Leberecht Immermann

1796-1840

Lied des Unglücklichen

Ich höre viele Menschen klagen,
sie seyen oft so gar allein;
O könnt' ich auch von mir das sagen!
Bei mir, bei mir trifft es nicht ein.

Mir leisten tausend treue Sorgen
Gesellschaft gern und für und für;
Sie kommen schon am frühen Morgen,
Und sind am Abend noch bei mir.

Erst stehen sie von fern und plaudern
Von meiner längst verschwundnen Lust,
Dann legen sie mir ohne Zaudern
Die Häupter alle an die Brust.

Und denke ich: es könnt' genügen,
Und drückt's auf mir so hölleneng,
Dann strömt erst recht zu bangen Zügen
Herbei ein ganzes Angstgedräng.


Wenn zu der kühlen schwarzen Erde
In meinem Sarg ich gehe ein,
Ob ich dann in dem Grabe werde
Wohl sorgenlos alleine seyn?


 

Read More

 

 

Song of the Misfortunate

I hear that many people still complain
that they so often are left all alone.
I wish the same, but my hope is in vain,
for loneliness to me is quite unknown.

I have a thousand causes for concern
that keep me company throughout the day.
At break of dawn, they faithfully return
and with me, till the evening they will stay.

They discuss from afar my situation,
my lack of passion and absence of zest,
then without the slightest hesitation,
together lay their heads upon my breast.

And when I think that matters can’t get worse,
even more apprehension presses in,
and congregates within me like a curse,
that within it a crowd of fears does bring.

When I unto the cool black earth do go,
and in my coffin sink below the loam,
will I then in my grave be free of woe,
finally freed of worries and alone?




 

Read More

Paul Boldt

1885-1921

Auf der Terrasse des Café Josty


Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll
Vergletschert alle hallenden Lawinen
Der Straßentakte: Trams auf Eisenschienen
Automobile und den Menschenmüll.


Die Menschen rinnen über den Asphalt,
Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.
Stirne und Hände, von Gedanken blink,
schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.


Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,
Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen
Und lila Quallen liegen - bunte Öle;


Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen.-
Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,
Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.

 

Read More

 

 

On the Terrace of Café Josty

The continual roar of Potsdamer Platz,
Echoing avalanches glaciated,
The cadence of the street: Trams on metal tracks,
Machines and human garbage unabated.

The people stream across the bitumen,
Industrious ants, like lizards nimble.
Brows and hands, alight with acumen,
Swim like sunlight through a darkened jungle.

Night rainfall clothes the square as in a cavern
Where snowy batlike creatures beat their wings
And purple jellyfish dwell, with other things.

They multiply, fragmented by the traffic.
Sprinkles Berlin, in daylight’s glistening nest
the smoke of night, pus oozing from the Pest.


 

Read More

Ingeborg Bachmann

1926-1973

Alle Tage


Der Krieg wird nicht mehr erklärt,
sondern fortgesetzt. Das Unerhörte
ist alltäglich geworden. Der Held
bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache
ist in die Feuerzonen gerückt.
Die Uniform des Tages ist die Geduld,
die Auszeichnung der armselige Stern
der Hoffnung über dem Herzen.


Er wird verliehen,
wenn nichts mehr geschieht,
wenn das Trommelfeuer verstummt,
wenn der Feind unsichtbar geworden ist
und der Schatten ewiger Rüstung
den Himmel bedeckt.


Er wird verliehen
für die Flucht vor den Fahnen,
für die Tapferkeit vor dem Freund,
für den Verrat unwürdiger Geheimnisse
und die Nichtachtung
jeglichen Befehls.


 

Read More

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Every Day

War is no longer declared
but is continuous. The unspeakable
is now commonplace. The hero
does not go to war. The weak
are now sent to the fire zones.
The daily uniform is patience,
the medal, a shabby star
of hope, above the heart.

It is awarded

when all is over,
when the barrage ceases,
when the enemy has left the field,
and the shadow of eternal armament
cloaks the heavens.

It is awarded
for desertion,
for courage in the face of allies,
for betraying unworthy secrets,
and disobedience
of every order.

 

Read More

Johann Wolfgang von Goethe

1749-1832

Die Natur

 

Die Natur ist doch das einzige Buch,
das auf allen Blättern großen Gehalt bietet.

Wie lesbar mir das Buch der Natur
wird, kann ich dir nicht ausdrücken;
mein langes Buchstabieren hat mir
geholfen, jetzt rückt's auf einmal,
und meine Freude ist unausprechlich.

Sieh, so ist Natur ein Buch lebendig,
unverstanden, doch nicht unverständlich.

 

Read More

 

 

Nature

 

Nature is the only book
with great content on every page.

It is so readable to me,
how very much I can’t express;
spelling its treasures out has been of help,
and made me look inside myself,
and my joy is limitless.

Nature’s a living manuscript
misjudged, but understandable, nonetheless.

 

Read More

Theodor Fontane

1819-1898

Das Trauerspiel von Afghanistan

 

Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,

Ein Reiter vor Dschellalabad hält,

"Wer da!" - "Ein britischer Reitersmann,

Bringe Botschaft aus Afghanistan."

 

Afghanistan! Er sprach es so matt;

Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,

Sir Robert Sale, der Kommandant,

Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.

 

Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,

Sie setzen ihn nieder an den Kamin,

Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,

Er atmet hoch auf und dankt und spricht:

 

"Wir waren dreizehntausend Mann,

Von Kabul unser Zug begann,

Soldaten, Führer, Weib und Kind,

Erstarrt, erschlagen, verraten sind.

 

Zersprengt ist unser ganzes Heer,

Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,

Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,

Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt."

 

Sir Robert stieg auf den Festungswall,

Offiziere, Soldaten folgten ihm all′,

Sir Robert sprach: "Der Schnee fällt dicht,

Die uns suchen, sie können uns finden nicht.

 

Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,

So lasst sie′s hören, dass wir da,

Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,

Trompeter blast in die Nacht hinaus!"

 

Da huben sie an und sie wurden′s nicht müd′,

Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,

Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,

Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.

 

Sie bliesen die Nacht und über den Tag,

Laut, wie nur die Liebe rufen mag,

Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,

Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.

 

"Die hören sollen, sie hören nicht mehr,

Vernichtet ist das ganze Heer,

Mit dreizehntausend der Zug begann,

Einer kam heim aus Afghanistan."

Ausgang

 

Immer enger, leise, leise

Ziehen sich die Lebenskreise,

Schwindet hin, was prahlt und prunkt,

Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,

Und ist nichts in Sicht geblieben

Als der letzte dunkle Punkt.

Der erste Schnee

Herbstsonnenschein. Des Winters Näh
Verrät ein Flockenpaar;
Es gleicht das erste Flöckchen Schnee
Dem ersten weißen Haar.
Noch wird - wie wohl von lieber Hand
Der erste Schnee dem Haupt -
So auch der erste Schnee dem Land
Vom Sonnenstrahl geraubt.
Doch habet acht! mit einem Mal
Ist Haupt und Erde weiß,
Und Liebeshand und Sonnenstrahl
Sich nicht zu helfen weiß.


 

 

Read More

 

The British Afghanistan Fiasco (1842)

In uniform comes snow-swathed clad,

A rider from Jalalabad,

“Halt - who goes there” – “A mounted man,

With fresh news from Afghanistan.”

 

Afghanistan! With voice full fear,

That half the city thronged to hear.

Sir Robert Sale, the Commandant,

Lends, to dismount, a helping hand.

 

The stone-built guardroom is close by,

In open hearth, the logs burn high,

The fire warms, the light revives,

He breathes a sigh of thanks and sighs:

 

"Thirteen thousand we began

From Kabul city, beast and man,

Soldiers, leaders, child and maid,

Frozen, beaten, and betrayed.

 

Our army wrecked, a sorry plight,

Survivors scattered in the night,

God pitied me, far from the best,

Now you must try to save the rest."

 

 Sir Robert scaled the ramparts tall,

With privates, sergeants, soldiers all,

 “The snow now falls on the plain,

Our friends will search for us in vain”.

 

“They are so close, but they are blind,

So let them know we are of mind,

To chant our patriotic call,

We’ll not despair - blow bugles all”.

 

They sang with voices hope aspiring,

Throughout the night and never tiring,

First songs with English merriment,

Then Highland airs, more of lament.

 

They sang by night and then by day

As loud as only love can say,

The second night was cold and long,

In vain their watch, in vain their song.

 

“No one to hear, no one to mourn,

Destroyed the forces of the Crown

With thirteen thousand they began,

Just one returned from Afghanistan.“

Exit

 

Ever closer, never loose

life's circles tighten as a noose,

boasts and splendour fade away,

and optimism, love and hate

progressively evaporate,

ash to ash, and clay to clay.

The First Snowfall

Autumn sunshine. Winter’s approach
betrayed is by a pair
of snowflakes that remind us of
our very first white hair.
Yet, the first whiteness on our head
as if by love undone,
like the first snow is stolen by
the warm rays of the sun.

But do take care, without delay,
both head and earth are white,
and neither love nor sunshine’s ray
can ever put things right.


 

Read More

Bettina von Arnim

1785-1859

Was ist Wissen

Was ist Wissen,
das nicht von der Liebe ausgeht?
Was ist Erfahrung,
die sie nicht gibt?
Was ist Bedürfnis,
das nicht nach ihr strebt?
Was ist handeln,
das nicht sie übt?
Wenn du die Hand ausstreckst
und du hast den Willen nicht,
die Liebe zu erreichen,
was hast du da?

 

Read More

What is knowledge

 

What is knowledge
when not based on love?
What is experience
when non-existent?
What is need
that is not striven after?
What is action
if not performed?
When you reach out your hand
without the desire
to claim love,
what have you then?


 

Read More

Theodor Storm

1817-1888

Am Fenster lehne ich

Am Fenster lehn ich, müd verwacht.
Da ruft es so weithin durch die Nacht. –
Hoch oben hinter Wolkenflug
Hinschwimmt ein Wandervogelzug.

Sie fahren dahin mit hellem Schrei
Hoch unter den Sternen in Lüften frei.
Sie sehn von fern den Frühling blühn,
Wild rauschen sie über die Lande hin.

O Herz, was ist's denn, das dich hält?
Flieg mit, hoch über der schönen Welt!
Dem wilden Schwarm gesell dich zu;
Vielleicht siehst auch den Frühling du!

Dann gib noch einmal aus Herzensdrang
Einen Laut, ein Lied, wie es einstens klang.

Meeresstrand

Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmrung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein
Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.
Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen –
So war es immer schon.
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.

Read More

Leaning out of the window

Leaning out, still wake but weary,
hearing sounds from heaven clearly,
where high above the fleeting cloud
migrating birds are calling loud.

They fly with cries so clear and rare,
under the stars in the night air,
as homeward bound their song they sing,
sensing the dawn of coming spring.

My heart, what have you here to find,
fly with them, leave the earth behind
Join the wild flock, it waits on you,
and maybe you will see spring too,

and from the heart, let loose a cry,
a farewell song - and say goodbye.

Seashore

The gull flies over the lagoon
and dusk advances soon.
The gleams of evening light
are mirrored in the tideland
as ash-grey birds flit past in flight.
along the silent strand.
Dreamlike, the islands hang
above the sea-fog’s haze.
I hear the cryptic accents
as stirring mud  ferments,
and solitary birds sang
now, as in former days.
A gentle shower weeps
and the wind is still,
the voices above the deeps
are audible, but shrill.

Read More

Mascha Kaléko

1907 - 1975

Reisebekanntschaft

Gestern warst du noch Herr Schmidt für mich,
- eine Nummer auf der Badeliste.

Heute aber liebe ich dich.

Als ich dich zum ersten Male küßte,
War’s um einen anderen zu grüßen,
Dafür muß ich aber büßen,
Und zur Strafe lieb ich dich.

Gestern warst du mir ein Irgendwer,
Gestern Morgen noch. Das waren Zeiten ….. !
Heute sind ohne dich Musik und Meer,
Wein und Landschaft Überflüssigkeiten.

Lohnt sich das, nicht andres mehr zu denken?
Frühstuck, Mittag, Abendessen -: Du.
Schwindel ist’s, dass wir das Herz verschenken,
Uns verschenkt es. Und wir sehen zu.

Wärst du wieder nur Herr Schmidt für mich
(»Viel zu dick. Kein Typ. Kommt nicht in Frage.«)
Aus. Vorbei. Nun quäl ich mich und frage:
Warum, bitte, lieb ich dich?

Morgen muss ich doch in Cottbus sein.
Wieder wird das Kursbuch Schicksal spielen.
Und ich fahr‘ mit scheußlichen Gefühlen,
Ohne dich in meine Welt hinein.

Keiner wartet

Alle müssen sie heim. Nur ich muß nicht müssen.
Keiner wartet, daß ich ihm das Essen richte.
Keiner sagt, komm, setz dich her. Wie bist du müde!
Schneidet mir keiner das Brot.

Keiner weiß, wie ich war mit achtzehn, damals.
Keiner stellt mir den ersten Flieder hin,
Holt mich vom Zug mit dem Schirm.

Ist keiner, dem ich beim Lampenlicht lese,
Was der Chinese vom Witwentum sagt:
»Die Gott liebhat, nimmt er zu sich,
Ehe er ihr den Geliebten nimmt.«

Für Einen
 
Die Andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
Ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme, die mich trafen,
Sie ließen meine Segel leer.
Die Andern sind das bunte Meer,
Du aber bist der Hafen,

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
Kannst Liebster, ruhig schlafen.
Die Andern … das ist Wellenspiel,
Du aber bist der Hafen.

Hinter jedem Abschied

Hinter jedem Abschied steht ein Warten.
Wenn dein Schritt verhallt ist, sehn ich mich.
Wenn Du kommst, ist jeder Tag ein Garten.
– Aber wenn du fort bist, lieb ich dich...

Manchmal seh ich auf zu Sternmillionen.
Ob das Glück stets hinter Wolken liegt?
Ach, ich möchte in den Nächten wohnen,
wo kein 'morgen' um die Ecke biegt.

Kommst du, sehn ich mich nach tausend Dingen,
wächst der Abgrund zwischen dir und mir,
Spür ich altes Fernweh in mir klingen.
- Aber wenn du fort bist, gilt es dir.

Unser Schicksal lauert hinter Bergen.
Schönes Jenseits, das wir nicht verstehn.
Unsre Großen gleichen noch den Zwergen,
Und nichts bleibt uns als emporzusehn.

Gibt es Träume, die noch nicht zerrissen,
Gibts ein Glück, das hielt, was es versprach?
Ach, wir Dummen werdens niemals wissen.
Und die Klugen forschen nicht danach...

Liebeslied

Wenn du mich einmal nicht mehr liebst,
laß mich das ehrlich wissen.
Daß du mir keine Lüge gibst
noch Trug in deinen Küssen!


Daß mir dein Herz die Treue hält,
mußt du mir niemals schwören.
Wenn eine andre dir gefällt,
sollst du nicht mir gehören.

Wenn du mich einmal nicht mehr magst,
und geht mein Herz in Scherben -
daß du nicht fragst, noch um mich klagst!
Ich kann so leise sterben.

Der  Winter

Die Pelzkappe voll mit schneeigen
Tupfen,

behäng` ich die Bäume mit hellem
Kristall.

Ich bringe die Weihnacht und bringe
den Schnupfen,

Silvester und Halsweh
und Karneval.

Ich komme mit Schlitten aus Nord
und Nord-Ost.

- Gestatten Sie: Winter.
Mit Vornamen:
Frost.


Sonett in Moll

Denk ich der Tage, die vergangen sind,
Und all des Lichtes, das tief in uns strahlte,
Da junge Liebe Wolken rosig malte
Und goldne Krone lieh dem Bettlerskind.

Denk ich der Städte, denk ich all den Straßen,
Die wir im Rausch durchflogen, Hand in Hand . . .
Sie führten alle in das gleiche Land,
Das Land, zu dem wir längst den Weg vergaßen.

Nun stehn die Wächter wehrend vor den Toren
Und reißen uns die Krone aus dem Haar.
Grau ist die Wolke, die so rosig war.
Und all das Licht, das Licht in uns - verloren.

Im Traume nur siehst du es glühn und funkeln.
- Ich spür es wohl, wie unsre Tage dunkeln.
 

Signal


Als wir zu dritt
Die Straße überquerten
Wurde sogar
Die Verkehrsampel
Rot.
Umstellt von der Meute
Abgasschnaubender Wagen,
Ergriff ich den Arm des Einen,
Der rechts von mir ging.
Nicht den des Anderen,
Dessen Ring ich trug.
Als wir zu viert
Uns jenseits der Kreuzungen
Trafen,
Wußten es alle.
Der Eine. Der Andre.
Das Schweigen.
Und ich.
 

Read More

Fellow Travellers

 

Yesterday, you were still Mr Smith,

- another number on the bathing list.

 

But now, today, I love you.

 

The kiss I gave you the first time we met,

was a friendly greeting to a stranger,

now, I must reimburse my debt,

and as punishment, I love you.

 

To me, you were just another name,

Yesterday - it’s now a different game ….. !

Now I’m alone, are music and the sea,

wine and landscape superfluity?

 

Should I not think of something else today?

Breakfast, lunch, and dinner – you, of course.

A falsehood that we give our hearts away.

They give us away. And we endorse.

If you were only Mr Smith again

(»Much too fat. Wrong type. Out of the question.«)

Conclusion. Over. And I bear the pain:

Why, please tell me, do I love you so?

Tomorrow I must go to Cottbus City.

The timetable will play its games with me.

My feelings as I leave are contrary,

without you, my world’s empty; more’s the pity.

No one waiting

All must go home. Everyone but me.
No one’s waiting for their dinner now.
No one says, sit down, you must be tired.
No one to slice the loaf of bread for me.

No one knows what I was like at eighteen,
And nobody brings me the first lilac sprig,
or meets me off the train with an umbrella.

There’s no one to whom I can relate
what the Chinese say about widows:
»Those whom God loves he takes at first,
before he takes away the one you love«.

For The One

The others are wide-reaching seas,
but you, you are my haven.
Believe me, you can sleep in peace,
you are my destination.

For all the storms I braved, not one
did ere fill out my sail.
The others blew at times a gale,
but you, you are my haven.

You are my beacon, precious one,
you are my inspiration.
The others were just fleeting fun,
but you, you are my haven.


Every Farewell

Farewells frequently conceal a burden,
when your steps fade, it's then for you I yearn.
When you appear, every day's a garden,
when you’re gone, I wait for love’s return.

Sometimes I look up to the light
of million stars, is there my happiness?
If only I could live within the night
where there is no tomorrow to depress.

If you come, a thousand things I crave,
the void between us grows persistently,
a wanderlust does me at once enslave,
but when you've gone, my craving is for thee.

Our destiny lies there beyond the hills,
an afterlife we scarcely realise,
in contrast we’re small as Lilliputians,
all that remains now is to raise our eyes.

Are there still dreams that are not torn asunder,
or destiny that still keeps its word?
We idiots will stand and always wonder,
the clever ones consider that absurd.

Lovesong

When you no longer love me
be honest, not amiss,
serve me no fabrication
or betrayal in your kiss.

That your heart will be true to me
you’ll never have to swear.
if you desire another,
that’s something I must bear.

And when our love lacks empathy,
and my heart breaks in shards,
enquire not, nor lament for me,
dying is not so hard.

The Winter

The fur cap full of snowy
speckles,

I deck the trees with shiny
crystals

I bring Christmas, and also
the sniffles

New Year’s Eve, Carnival and
sore throats.

I come on sleighs from North and
Northeast.

Allow me: Winter.
To my friends:
Jack Frost

Sonnet in a Minor Key

I think of our past days, they were so wild,
the light that flooded us, gleamed from above.
Rose-tinted were the clouds of our young love,
a golden crown lent to a beggar’s child.

If I think of the streets in which besotten
we hurried through in frenzy, hand in hand …
And which all led us to the self-same land
the path to which we have long forgotten.

Custodians bar the entrance to the door,
and rip the golden circlet from our brow.
The cloud that was so rosy is grey now,
and all the light, that light in us - no more.

It glows and sparkles only in our dreams
and darkened are our days, or so it seems.

Signal

As we crossed the street
the three of us
even the lights
turned
red.
Surrounded by the pack
of exhaust-fuming cars,
I took the arm
of the one on my right.
Not the other
whose ring I wear.
As we met
on the other side,
the four of us,
we all knew.
The one. The other.
The silence.
And me.

 

Read More
Anchor 9
Translated German Verse: Text

Heinz Erhardt

1909-1979

Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.

 

Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.

Diente so auf diese Weise

einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:
„Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol. So leb denn wohl!
Halt, noch eins! Denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!“

Also sprach sie und entwich. -
Made junior aber schlich
hinterdrein; und das war schlecht!
Denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. Schade!

Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde ...

Die polyglotte Katze

Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
in das die Maus vor kurzem kroch,
und denkt: "Da wart nicht lang ich,
die Maus, die fang ich!"

Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
„Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!"

Da plötzlich hört sie - statt "miau" -
ein laut vernehmliches "wau-wau"
und lacht: „Die arme Katze,
der Hund, der hatse!

Jetzt muss sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!"
Doch leider - nun, man ahnt's bereits -
war das ein Irrtum ihrerseits.

Denn als die Maus vors Loch hintritt -
es war nur ein ganz kleiner Schritt -
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweggerafft! - -

Danach wäscht sich die Katze die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
„Wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man 'ne fremde Sprache kann...!"

Die Kellermaus

Es wollte eine kleine Maus
- im Keller wohnhaft - hoch hinaus;
und eines Nachts, auf leisen Hufen,
erklomm sie achtundneunzig Stufen
und landete mit Weh und Ach
ganz oben dicht unter dem Dach.
Dort wartete bereits auf sie
die Katze, namens Doremi. - - -

Kaum, daß das Mäuslein nicht mehr lebte,
geschah's, daß eine Fledermaus
ein paarmal um die Katze schwebte,
zur Luke flog und dann hinaus.
Da faltete die Katz, die dreiste,
die Pfoten und sprach: "Ist das süß!
Da fliegt die Maus, die ich verspeiste,
als Engelein ins Paradies!"

Löwenzahn

 

Löwenzahn ist schon seit jeher
als höchst kriegerisch verschrien,
denn er lässt bei gutem Winde
Fallschirmtruppen feindwärts ziehn.
Und ich sitz auf der Veranda
und verzehre meine Suppe
und entdecke in derselben
zwei Versprengte dieser Truppe.

Warum die Zitronen sauer wurden

Ich muß das wirklich mal betonen:
Ganz früher waren die Zitronen
(ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies
gewesen ist) so süß wie Kandis.

Bis sie einst sprachen: "Wir Zitronen,
wir wollen groß sein wie Melonen!
Auch finden wir das Gelb abscheulich,
wir wollen rot sein oder bläulich!"

Gott hörte oben die Beschwerden
und sagte: "Daraus kann nichts werden!
Ihr müßt so bleiben! Ich bedauer!"
Da wurden die Zitronen sauer.

 

.Das Steckenpferd

Der eine liebt Konkretes nur,
der andre das Abstrakte,
der Dritte schwärmt für die Natur
und deshalb für das Nackte.
Der Vierte mag nur Fleisch vom Schwein,
der Fünfte Milch und Eier,
der Sechste liebt den Moselwein,
der Siebte Fräulein Meier.
Für jeden gibt es was von Wert,
für das er lebt und streitet,
und jeder hat sein Steckenpferd,
auf dem er immer reitet.

Der Schmetterling

Es war einmal ein buntes Ding
ein so genannter Schmetterling.

Der flog wie alle Falter
recht sorglos für sein Alter.

Er nippte hier – er nippte dort
und war er satt, so flog er fort.

Flog zu den Hyazinthen
und schaute nicht nach hinten.

So kam´s, daß dieser Schmetterling
verwundert war, als man ihn fing.

Ritter Kunibert

Es war einmal ein altes Schloss und Kunibert,
So hieß der Boss.
Er hatte Mägde, er hatte Knechte, und eine
Frau, dass war das Schlechte.

Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, und es
Klang scheuslich, wenn sie sang.
Da zielte er mit Korn und Kimme, und Wut
Auf sie, dass war das Schlimme.

Es machte "Bumm", natürlich lauter, dann
Fiel sie um, zum Himmel schaut er und spricht,
Das Auge voll Gewässer
"Vielleicht singt sie da oben besser!"

In vier Zeilen

In nur vier Zeilen was zu sagen,
erscheint zwar leicht, doch es ist schwer!
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen:
die meisten Dichter brauchten mehr...

Ein Naßhorn und ein Trockenhorn
spazierten durch die Wüste.
Da stolperte das Trockenhorn,
und’s Naßhorn sagte: "Siehste!"

Manche Dichter gibt es,

die be- nötigen der Sachen vier:

Einen guten Reim auf Liebe,

Feder, Tinte und Papier.

Ich denk’ nicht gern an jenen Kuss,

den du mir gabst, Helene;

denn wenn ich an ihn denken muss,

dann werd’ ich müd‘ und gähne.

Nach Schluß der langen Oper hörte
ich neulich folgende Kritik:
"Was mich an dieser Oper störte,
das war der Schwan und die Musik!"

Der Virus (vermutlich NICHT von Erhardt)

Weil wir doch am Leben leben,

muss man abends einen heben.

So ein Virus ist geschockt,

wenn man ihn mit Whisky blockt.

Auch gegorener Rebensaft

einen gesunden Körper schafft.

 

Auch das Bier in großen Mengen,

wird das Virus arg versengen.

Wodka, Rum und Aquavit,

halten Herz und Lunge fit.

Calvados und auch der Grappa,

helfen Mutti und dem Papa.

Ich will ja nicht für Trunksucht werben,

doch nüchtern will ich auch nicht sterben.

Ganz zuletzt ...

O wär' ich
Der Kästner Erich!
Auch wär' ich gern
Christian Morgenstern!
Und hätte ich nur einen Satz
Vom Ringelnatz!
Doch nichts davon! - Zu aller Not
Hab ich auch nichts von Busch und Roth!
Drum bleib' ich,

wenn es mir auch schwer ward
nur Heinz Erhardt...

Kennst du den Ort

wo es stets muffig riecht?

Dir feuchte Kälte in den Anzug kriecht?

Wo stolze Flaschen stehen voll des Weins?

Wo Dosen dösen voll dem Schmalz des Schweins?

Wo Spinnen jede Wand "benetzen",

und wo kein Stuhl steht, sich mal hinzusetzen?

Wo Kohlen frierend in die Ecke liegen?

Wo die Kartoffeln edle Keime kriegen,

dort wo die Waschmaschine steht,

und wo des Wassers Haipthahn leise kräht?

Kennst du den Ort? O, Fremdling sprich ...!!!

Du kennst ihn nicht? -

 

Nun, aber ich ....!!!

O du fröhliche

Der Karpfen kocht, der Truthahn brät,
man sitzt im engsten Kreise
und singt vereint den ersten Vers
manch wohlvertrauter Weise.

Zum Beispiel „Oh Du Fröhliche“,
vom „Baum mit grünen Blättern“
und aus so manchem Augenpaar
sieht man die Träne klettern.

Die Traurigkeit am Weihnachtsbaum
ist völlig unverständlich:
Man sollte lachen, fröhlich sein,
den er erschien doch endlich!

Zu Ostern - da wird jubiliert,
manch buntes Ei erworben!
Da lacht man gern - dabei ist ER
erst vorgestern gestorben.


 

Read More

The Maggot

In a tree, behind the bark,

Maggot and child lived in the dark.

A widow she, her mate long gone

Leaving her with only son,

Fell off a leaf his fate was sealed

Made for a passing ant a meal.

 

One morning fine the maggot said

“Come my child, get out of bed,

I’ve seen fresh cabbage over there

For us to share, it’s sumptuous fare.

Before I go, I know it’s sad,

Just spare a thought for poor old dad.

 

So off she went and left her child,

Forgetting that the kid was wild.

He followed her, that was his end

For birds are not a maggot’s friend.

One ate the worm
Without concern. Shame.

In a tree, behind the bark

the maggot calls her child - hark ...

 

The Polyglot Cat

Before the mousehole sat the cat

Where mousie just before had sat,

And thought “It won’t be long now -

I’ll catch her somehow”!

The mouse however said  ”Never

I might be small but I‘m clever

No way I’ll venture outside

I’ll stay in and hide”.

 

But suddenly she heard “bow wow”

Not the pussy’s “miaow, miaow, miaow”.

Said “That’ll teach the rotter

The dog has got her”!

“Now she will have to run away

I can at last go out to play”.

But sadly, all the sounds were fake

She’s ‘bout to make a big mistake.

 

Cause as the mouse poked out her nose

Took a small step - there were the paws,

 With the full power of the cat

And that was that!

 

Pussy quietly licked her paws

And said “it’s advantageous when

You speak a second language cause

It’s very useful now and then”.

The Cellar Mouse

The big dream of a little mouse -

was to leave its cellar - for the top of the house

So one fine night on its velvet paws,

it climbed ninety-eight stairs to the rafter

And ended up in an hour or two,

close to a pending disaster.

Cause waiting for this chance you see

was a clever cat named Doremi.

 

No sooner had the poor mouse snuffed it

From the rafters flew a bat

Fluttered twice around the cat

Found a hole and made its exit.

Folding its paws in prayer

The cat spoke "Oh, how very nice

The mouse I ate won't have a care

As an angel in paradise"

Dandelion

Dandelion's always known
to be a fighting sprout,
every time the wind has blown
parachutists swarm out.
I sit on my veranda,
spooning my chicken soup,
and discover in the same,
two stragglers from the troop.

Why lemons are sour

I really have to underline
that lemons (and I don't mean lime),
once tasted just like candies, sweet
I can't remember when - concrete.

Till one day they said "We lemons,
want to be a big as melons,
and we don't like yellow too,
why can't we be red or blue"?

Lord God above heard their complaint
and said, with notable restraint,
"Sorry! That I can't empower".
That made the lemons really sour!

The Hobbyhorse

Some love things specific,
others an abstract mood,
the third finds nature prolific
and is always in the nude.
The fourth likes only meat from swine,
the fifth just eggs and milk,
the sixth prefers his Mosel wine,
the seventh girls in silk.
Everyone has ideals of course -
attainment he rightly prides,
and everyone has his hobbyhorse,
on which he always rides.

The Butterfly

 

A bright insect, the butterfly,

especially when it fluttered by.

Like moths at every stage,

it flew well for its age.

Sucked nectar there - sucked nectar here,

and now and then did disappear.

 

It flew another bloom to find,

and quite forgot to look behind.

a circumstance it soon regretted

a moment later, it was netted.

Kunibert

 

In times gone by, there was a fort,

bold Kunibert, he was the Lord.

He had his squires, fair maids he had

a wife as well, she made him sad.

 

Her mouth was wide, her neck was thin,

but worst of all she couldn't sing.

He took his gun, his aim was true,

to do the deed he'd never rue.

 

The gun went bang, so very loud,

she vanished in a cordite cloud,

and Kunibert, eyes watering,

hopes that above she'll learn to sing.

Five Quatrains

 

To say something in a quatrain

seems easy but can be a pain.

Most poets need much more,

of that you can be sure.

 

A Wethorn and a Dryhorn

went in the desert to and fro,

the Dryhorn stumbled on a thorn,

the Wethorn said, »I told you so«!

 

In their ignorance sublime

it’s said some poets think,

they just require for a rhyme

a pen, paper and ink.

 

The kiss you gave me Helena -

it was just after dawn,

I’d rather not remember,

it causes me to yawn.

 

After the opera, I heard

a scathing criticism

»What disturbed me above all were

the swan and the musicians«!

 

The Virus

Let it be your epigram
"Every evening, have a dram".


For the virus, it's too risky,
to have an argument with whisky.


Drinking the essence of the grape
will always keep you in good shape.


Consume large quantities of beer
and from the virus you'll not fear.


Vodka, Rum and Aquavit,
keep your heart and liver fit.


Cognac, Calvados and Grappa
do the job for Mum and Papa,


although excessive alcohol can be fatal
I don't intend to depart this life teetotal.

And finally …

 

I wish

I was Kästner Erich!

And I yearn

to be Christian Morgenstern!

Or one of life's aristocrats

Like Joachim Ringelnatz!

Not a chance! At a push

I’d accept Roth or Wilhelm Busch.

But I must be satisfied, on my part,

being just plain old

Heinz Erhardt …

Do you know the place …


Where a mouldy smell gets into your nose?
And clammy cold infiltrates your clothes?
Where upright bottles stand full of wine?
Where tin cans doze on shelves, with lard from swine?
Where spiders everywhere their networks knit,
and there is no stool on which to sit?
Where coal comes freezing down the chute?
Where old potatoes germinate and shoot,
and where the washer stands there down below,
close to where the water stopcocks crow.
Do you know where that is? Oh, stranger tell …!


I know it well!

Oh, you happy one

Carp is cooking, the turkey roasts,
we sing in harmony,
the verses we learned as children
of a Christmas melody.

We carol "O you happy one",
bass, tenor and alto,
and down the cheeks of most of us
the tears begin to flow.

Sadness around the Christmas tree
We should subject to scorn.
It’s now time for rejoicing
as the infant has been born.

At Easter – then we celebrate,
paint coloured eggs with pride,
and utterly forget that HE,
two days before had died.

 

Read More
Translated German Verse: Text

Joachim Ringelnatz

1883-1934

Zwei Ameisen

In Hamburg lebten zwei Ameisen,

Die wollten nach Australien reisen.

Bei Altona auf der Chaussee,

Da taten ihnen die Beine weh,

Und da verzichteten sie weise

Dann auf den letzten Teil der Reise.

 

So will man oft und kann doch nicht

Und leistet dann recht gern Verzicht.

 

 

Der letzte Weg

 

"Ich gehe ins Wasser," sagte sie leis,

"Ade!

Du hast es gut mit mir gemeint.

So weiß ich einen, der um mich weint.

Hab Dank!"

Ich aber sah ihr tiefes Weh

Und küsste sie, die arm und krank,

Und sagte: "Geh!"

 

Im Park

Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum

Still und verklärt wie im Traum.

Das war des Nachts elf Uhr zwei.

Und dann kam ich um vier

Morgens wieder vorbei,

Und da träumte noch immer das Tier.

Nun schlich ich mich leise - ich atmete kaum -

Gegen den Wind an den Baum,

Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.

Und da war es aus Gips.

Der Briefmark

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt
Er wollte sie wieder küssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!

Übergewicht

Es stand nach einem Schiffsuntergange
Eine Briefwaage auf dem Meeresgrund.
Ein Walfisch betrachtete sie bange,
Beroch sie dann lange,
Hielt sie für ungesund,
Ließ alle Achtung und Luft aus dem Leibe,
Senkte sich auf die Wiegescheibe
Und sah - nach unten schielend - verwundert:
Die Waage zeigte über Hundert.

Nasenflügelbeben

 

Ich bin so knallvergnügt erwacht.

Ich klatsche meine Hüften.

Das Wasser lockt. Die Seife lacht.

Es dürstet mich nach Lüften.

 

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks

Und gratuliert mir zum Baden.

Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs

Betiteln mich „Euer Gnaden“.

 

Aus meiner tiefsten Seele zieht

Mit Nasenflügelbeben

Ein ungeheurer Appetit

Nach Frühstück und nach Leben.

Überall

Überall ist Wunderland.
Überall ist Leben.
Bei meiner Tante im Strumpfenband
Wie irgendwo daneben.

Überall ist Dunkelheit.
Kinder werden Väter.
Fünf Minuten später
Stirbt sich was für einige Zeit.
Überall ist Ewigkeit.

Wenn du einen Schneck behauchst,
Schrumpft er ins Gehäuse.
Wenn du ihn in Kognak tauchst,
Sieht er weiße Mäuse.

Am Sachsenplatz. Die Nachtigall

 

Es sang eine Nacht ...

Eine Nachti ..

Ja Nachtigall am Sachsenplatz

Heute morgen. - Hast du in Berlin

Das je gehört? - Sie sang, so schien

Es mir, für mich, für Ringelnatz.

 

Und gab mir doch Verlegenheit,

Weil sie dasselbe Jauchzen sang,

Das allen Dichtern früherer Zeit

Durchs Herz in ihre Verse klang.

In schöne Verse!

 

Nachtigall,

Besuche bitte ab und zu

Den Sachsenplatz;

Dort wohne ich. - Ich weiß, daß du

Nicht Verse suchst von Ringelnatz.

 

Und hatten doch die Schwärmer recht,

Die dich besangen gut und schlecht.

Read More

Two Ants

Two ants set out from Hamburg cause

They aimed to immigrate to Oz.

As soon as they arrived downtown

Their legs began to let them down.

And as their goal was much too far

They headed for the nearest bar.

 

We often want, but don’t see through

And finish things we’ve planned to do!

 

The final journey

"I'll go to the water" she whispered,

"Bye!

You meant well with me I believe

So I know someone who will grieve

God's will"!

But I saw her deep woe

Kissed her, feeble and ill

And said "Go"!

 

In the Park

A very small deer - stood near - a small hornbeam

Silent, transfigured, as in a dream.

That was at night, at quarter past ten.

At five in the morning, I came again

To try my luck.

He was still dreaming, the little buck.

I crept up quietly, not daring to breathe

Staying upwind from the tree by your leave,

And gave it a nudge, my heart beat faster

And lo! It was made of plaster.

The Postage Stamp

A masculine postage stamp tasted,
Something pleasant, before he was pasted.
He was licked by a princess all over.
He thought he was really in clover
and wanted to kiss her once more
but travel was ever a chore
So he loved her, sadly in vain,
That's how life goes, tragic, a bane.

Overweight

Following a terrible shipwreck
lay a letter scale on the sea bottom.
A sperm whale studied it on spec,
snuffled at it just to check,
decided it was rotten,
left caution behind, not forgetting to exhale,
it sank down heavily on the scale,
and saw - squinting - to its surprise,
the scale now measured one hundred and five.

Nostril-fluttering

 

I am awake, explosively aware,

I crack in harmony my knuckle,

thirsting for a blast of fresh winter air,

the water tempts, the soapsuds chuckle.

 

A fancy bedsheet curtsies most benign,

congratulates me on my freshness,

my ebony shoes with glittering gloss,

address me as "Your Royal Highness".

 

Out of the uttermost depths of my soul

with nostril quivering, utmost rife,

arises an enormous appetite

for breakfast, and a keen zest for life.

Everywhere

Everywhere is Wonderland
Everywhere is love,
It's in my auntie's garter band,
As well as just above.

Everywhere obscurity
The child becomes a man,
A mere flash in the pan,
From zero to infinity
Everywhere eternity.

Blowing on a snail
Makes it withdraw its tail.
Dip it in brandy twice,
It starts to see white mice.

On Sachsenplatz. The Nightingale

 

There sang one night …

A Nighting …

Yes, Nightingale on Sachsenplatz

This morn. In Berlin, have you heard

Her lovely song, she sang this bird

Her song, for me, for Ringelnatz.

 

And put me in a quandary

Because the song was just the same

That poets of past century

Their heart in verses did declaim.

In perfect verse!

 

Nightingale!

Come oft and pay a visit to

The Sachsenplatz;

I live there and I know that you

Don't need a verse from Ringelnatz

 

Your devotees were right that had

Intoned your talents, good and bad.

Read More
Translated German Verse: Text
Read More
Read More
Anchor 12
Anchor 12
Anchor 12

Close-Up


Studying the dainty nose

Of your dearest bride-to-be
Through a magnifying glass
Up close you see
A gigantic hairy mountain range
That's not for me.

Boomerang

Once there was a boomerang

It was just a bit too long.
Boomerang flew away

Cancelled its return today.

The public stood there in a gang

Waiting for that boomerang.


The Comedian


A comic, one of the elite
Strolled on the far side of the street.
Certain onlookers, in the know
remarked: that's him, that so-and so.
The wit, enraged, went home to wife
and with his bare hands took her life.
Not just to spite his better half
but earnestly, just for a laugh.

Old man addresses young girl

Hello my dear! - how hard you try

avoiding any acknowledgement.

" Hello", receiving no reply

Is that now sexual harassment?

 

Chase me not away,

to chase you I'd not deign,

and every word from now I say

is addressed to my cane.

 

Don't talk with me or with me share

affection

I also had in times now gone a fair

complexion.

 

Many then had

Your innocent smile.

Lend me just your shadow,

for a while.

I love you so much

 

I love you so much!
that without giving it any thought

I'd give you a tile from my oven

For naught.

 

I've never done you any wrong.

My courage mixes with sadness.

In the railway cutting yearlong

the gorse bushes glow none the less.

 

Past and foregone

but never forgotten

not disputed.

All's worth to one

is now muted.

 

Time deforms
All god-made forms.
A dog barks.
it cannot read

It cannot write

we cannot stay.

 

I laugh.

The holes make up more than half

of a sieve

 

I love you so much

Nail and Screw

 

A nail sat in a piece of wood

He loved his wife and so he should.

A screw, she had a golden arse,

Of course, as she was made of brass,

And somewhat loose she screwed around

Had lovers - one-night-stands abound.

She fancied a hook and made a date

In a knothole, they were intimate.

In short, one day she left the nail

He bowed in pain, to no avail.

The poor old nail was in the cart

For never had his iron heart

So painfully adjusted.

Soon he was almost rusted.

 

But then his former luck returned

In his old screw, the spark still burned

She yielded to his sighs -

An old flame never dies.

Sunny Children's Street

 

When I was a little boy,

we romped on the street in the sun,

played with a leaf or a stone,

happiness was our toy.

 

Now years have past, but I still haven't found

that sunny street from yesterday,

learnt to recapture the joys that abound

with a leaf and a stone to play.

New Year's Eve with the Cannibals

 

On New Year's Eve the people-eaters

in their birthday suits entire

whetting their knives, each millimetre,

sit around the blazing fire,

drinking, for it tastes so good,

bamboo juice with human blood.

Then from a deep shaft underground,

come children blindfolded and bound,

for the next round.

Backbone cracked

femurs broiled

liver hacked

belly oiled

thighs fried

buttocks roasted

toes poached

and eyeballs toasted.

In expectation of the catering,

the cannibals' taste buds are watering,

and everybody drinks their fill,

the cups are passed around until,

the little kiddies rolled up nice,

in banyan leaves, with herbs and spice

are roasted, braised and without shame,

basted above the naked flame.

The chief is served an aged lady

filleted in a red wine gravy.

Aromas drift as children boil,

of cocoa fat and palm tree oil,

and then the climax, the moon clock's hands,

approach midnight and the old year ends.

The children are now tender and greased -

now for the feast.

And when the cannibals have had their fill,

drunken and sated, and some feeling ill,

the slaughtered children spoil their sleep

with remorse - and they start to weep.

The Yellow Lemon

 

There was a yellow lemon,

it lay beneath a cannon,

and just because it there did fall,

it thought it was a cannonball.

the bombardier, he had more sense

and soon remarked the difference.

--

Please take note that in this rhyme

the difference will tell in time.

Sandbox

 

The best plaything for kids is sand,

there is no shortage of it and

boys and girls cannot withstand,

letting it run through their hand.

 

And even if you fall on your nose,

it won't hurt you at all, I suppose,

because the sand breaks your fall.

Children's fingers slowly burrowing,

many new things they're discovering,

heaven and nothing at all.

 

About sand

children do not laugh,

they never do such things by half.

Children simper.

Jesters pardon.

Fools know better.

Infants whimper.

Clever ones go in the garden.

Lamp and Mirror

 

You lazy, misbegotten tramp

exclaimed the mirror to the lamp

Dear mirror, you can kiss my ass,

the lamp said to the looking glass.

 

The mirror, wounded in its pride,

then broke in half, from side to side,

the lamp in anger rocked about,

it spluttered, guttered, and went out.

 

The chambermaid, Ann was her name,

ultimately got all the blame.

Earworm and Dove

 

The Earworm couldn't stand the Dove,

the Dove felt much the same,

the two of them met up one day,

in the commuter train.

 

They greeted very pleasantly,

each one a diplomat,

displayed excessive flattery,

and had a lovely chat.

 

Quietly each wished the other

Straight down to hell  would go

and later - yes you've guessed it,

they met up down below!

A Child's Prayer

One

Dear God, I'm lying
in bed, and I am crying
because I weigh,
since yesterday
more than a ton.
I love my Dad and Mom.

I am a little worm,
and mean nobody any harm.

Two

Dear God, good night
I've done a poo
and I had to think of you,
It's now quite late
at the Brandenburg Gate
I hope you sleep well too.

I mean everything I say,
I'm getting older every day.

Three

Oh dear Lord, and Christ your Son,
I would like a gramophone,
my birthday present was forgot,
because my parents drink a lot -
sorry if I'm yawning.
Please protect me in my bed

and I don't want my parents dead,
so wake them up next morning.

The New Afar

 

In the stratosphere

there's a path, left from the door,

(if it's not destroyed)

seven miles or more

into the void.

 

Far and wide you find

nothing - only darkness reigns,

like when you close your eyes,

and blow out your brains.

 

A reminder from afar

of the German evening star.

Giving

Give presents fancy or austere,

but always with respect,

and so for the recipients

the moment is perfect,

and your conscience is clear.

Give freely with sincerity

give what is in your heart

thoughts, feelings and laughter.

Then what you give will be returned

at once and soon thereafter.

Give without expectation,

think not of remuneration.

For what you give is part of you,

without qualification.

Genau besehen
 

Wenn man das zierlichste Näschen
Von seiner liebsten Braut
Durch ein Vergrößerungsgläschen
Näher beschaut,
Dann zeigen sich haarige Berge,
Daß einem graut.

Bumerang

 

War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.

Der Komiker

 

Ein Komiker von erstem Rang

Ging eine Straße links entlang.

Die Leute sagten rings umher

Hindeutend: Das ist der und der!

Der Komiker fuhr aus der Haut

Nach Haus und würgte seine Braut.

Nicht etwa wie von ungefähr,

Nein ernst, als ob das komisch wär′.

 

Alter Mann spricht junges Mädchen an

Guten Tag! – Wie du dich bemühst,

Keine Antwort auszusprechen.

»Guten Tag« in die Luft gegrüßt,

Ist das wohl ein Sittlichkeitsverbrechen?

 

Jage mich nicht fort.

Ich will dich nicht verjagen.

Nun werde ich jedes weitere Wort

Zu meinem Spazierstock sagen:

 

Sprich mich nicht an und sieh mich nicht,

Du Schlankes.

Ich hatte auch einmal ein so blankes,

Junges Gesicht.

 

Wie viele hatten,

Was du noch hast.

Schenke mir nur deinen Schatten

für eine kurze Rast.

Ich habe dich so lieb!

 

Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei – verjährt –
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.

Ich habe dich so lieb.

Ein Nagel saß in einem Stück Holz

Ein Nagel saß in einem Stück Holz,
der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
und war eine Messingschraube.
Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
sowohl in der Liebe, als auch überhaubt.
Sie liebte ein Häckchen und traf sich mit ihm.
In einem Astloch, sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernte sie sich,
und ließ den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz,
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
so bittere Leiden gekostet.

Bald war er beinahe verrostet.

 

Da aber kehrte sein früheres Glück,
die alte Schraube wieder zurück.
Sie glänzte über das ganze Gesicht,
ja, alte Liebe rostet nicht.

 

Die sonnige Kinderstraße

 

Meine frühe Kindheit hat

Auf sonniger Straße getollt;

Hat nur ein Steinchen, ein Blatt

Zum Glücklichsein gewollt.

 

Jahre verschwelgten. Ich suche matt

Jene sonnige Straße heut,

Wieder zu lernen, wie man am Blatt,

Wie man am Steinchen sich freut.

Silvester bei den Kannibalen

 

Am Silvesterabend setzen

Sich die nackten Menschenfresser

Um ein Feuer, und sie wetzen

Zähneklappernd lange Messer.

Trinken dabei - das schmeckt sehr gut -

Bambus-Soda mit Menschenblut.

Dann werden aus einem tiefen Schacht

Die eingefangenen Kinder gebracht

Und kaltgemacht.

Das Rückgrat geknickt,

Die Knochen zerknackt,

Die Schenkel gespickt,

Die Lebern zerhackt,

Die Bäuchlein gewalzt,

Die Bäckchen paniert,

Die Zehen gefalzt

Und die Äuglein garniert.

Man trinkt eine Runde und noch eine Runde.

Und allen läuft das Wasser im Munde

Zusammen, ausnander und wieder zusammen.

Bis über den feierlichen Flammen

Die kleinen Kinder mit Zutaten

Kochen, rösten, schmoren und braten.

Nur dem Häuptling wird eine steinalte Frau

Zubereitet als Karpfen blau.

Riecht beinah wie Borchardt-Küche, Berlin,

Nur mehr nach Kokosfett und Palmin.

Dann Höhepunkt: Zeiger der Monduhr weist

Auf Zwölf. Es entschwindet das alte Jahr.

Die Kinder und der Karpfen sind gar.

Es wird gespeist.

Und wenn die Kannibalen dann satt sind,

Besoffen und überfressen, ganz matt sind,

Dann denken sie der geschlachteten Kleinen

Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.

 

 

Es war eine gelbe Zitrone

 

Es war eine gelbe Zitrone,

Die lag unter einer Kanone,

Und deshalb bildete sie sich ein,

Eine Kanonenkugel zu sein.

Der Kanonier im ersten Glied,

Der merkte aber den Unterschied.

--

Bemerkt sei noch in diesem Lied,

Ein Unterschied ist kein Oberschied.

Kindersand

 

Das Schönste für Kinder ist Sand.

Ihn gibt's immer reichlich.

Er rinnt unvergleichlich

Zärtlich durch die Hand.

 

Weil man seine Nase behält,

Wenn man auf ihn fällt,

Ist er so weich.

Kinderfinger fühlen,

Wenn sie in ihm wühlen,

Nichts und das Himmerlreich.

 

Denn kein Kind lacht

Über gemahlene Macht.

 

Kinder weinen.

Narren warten.

Dumme wissen.

Kleine meinen.
Weise gehen in den Garten.

Lampe und Spiegel

 

Sie faule, verbummelte Schlampe!

sagte der Spiegel zur Lampe.

Sie altes, schmieriges Scherbenstück!

gab die Lampe dem Spiegel zurück.

 

Der Spiegel in seiner Erbitterung

bekam einen ganz gewaltigen Sprung.

Der zornigen Lampe verging die Puste:

Sie fauchte, rauchte, schwelte und ruste.

 

Das Stubenmädchen ließ beide in Ruhe

und doch – man schob ihr die Schuld in die Schuhe.

Ohrwurm und Taube

 

Der Ohrwurm mochte die Taube nicht leiden.

Sie haßte den Ohrwurm ebenso.

Da trafen sich eines Tages die beiden

in einer Straßenbahn irgendwo.

 

Sie schüttelten sich erfreut die Hände

und lächelten liebenswürdig dabei

und sagten einander ganze Bände

von übertriebener Schmeichelei.

 

Doch beide wünschten sie sich im stillen,

der andre möge zum Teufel gehn,

und da es geschah nach ihrem Willen,

so gab es beim Teufel ein Wiedersehn.

Kindergebetchen

Erstes

 

Lieber Gott, ich liege

Im Bett. Ich weiß, ich wiege

Seit gestern fünfunddreißig Pfund.

Halte Pa und Ma gesund.

 

Ich bin ein armes Zwiebelchen,

Nimm mir das nicht übelchen.

 

 

 

Zweites

 

Lieber Gott, recht gute Nacht,

Ich hab noch schnell Pipi gemacht,

Damit ich von dir träume.

Ich stelle mir den Himmel vor

Wie hinterm Brandenburger Tor

Die Lindenbäume.

 

Nimm meine Worte freundlich hin,

Weil ich schon so erwachsen bin.

 

Drittes

 

Lieber Gott mit Christussohn,

Ach schenk mir doch ein Grammophon.

Ich bin ein ungezognes Kind,

Weil meine Eltern Säufer sind.

Verzeih mir, daß ich gähne.

Beschütze mich in der Not,

 

Mach meine Eltern noch nicht tot

Und schenk der Oma Zähne.

Die neuen Fernen

 

In der Stratosphäre,

Links vom Eingang, führt ein Gang

(Wenn er nicht verschüttet wäre)

Sieben Kilometer lang

Bis ins Ungefähre.

 

Dort erkennt man weit und breit

Nichts. Denn dort herrscht Dunkelheit.

Wenn man da die Augen schließt

Und sich langsam selbst erschießt,

 

Dann erinnert man sich gern

An den deutschen Abendstern.

Schenken

Schenke groß oder klein,

aber immer gediegen.

Wenn die Bedachten

die Gaben wiegen,

Sei Dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.

Schenke dabei was in Dir wohnt

An Meinung, Geschmack und Humor,

So dass die eigene Freude zuvor Dich

reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.

Sei eingedenk,

Dass dein Geschenk

Du selber bist.

Joachim Ringelnatz

1883-1934

Großer Vogel
 
Die Nachtigall ward eingefangen,
Sang nimmer zwischen Käfigstangen.
Man drohte, kitzelte und lockte.
Gall sang nicht. Bis man die Verstockte
Im tiefsten Keller ohne Licht
Einsperrte. - Unbelauscht, allein
Dort, ohne Angst vor Widerhall,
Sang sie
Nicht - -,
Starb
ganz klein
Als Nachtigall.


Ein Taschenkrebs und ein Känguruh
 
Ein Taschenkrebs und ein Känguruh,
Die wollten sich ehelichen.
Das Standesamt gab es nicht zu,
Weil beide einander nicht glichen.
Da riefen sie zornig: »Verflucht und verdammt
Sei dieser Bürokratismus!«
Und hingen sich auf vor dem Standesamt
An einem Türmechanismus.

Ehrgeiz
 
Ich habe meinen Soldaten aus Blei
Als Kind Verdienstkreuzchen eingeritzt.
Mir selber ging alle Ehre vorbei,
Bis auf zwei Orden, die jeder besitzt.

Und ich pfeife durchaus nicht auf Ehre.
Im Gegenteil. Mein Ideal wäre,
Dass man nach meinem Tod (grano salis)
Ein Gässchen nach mir benennt,
ein ganz schmales und krummes Gässchen,
mit niedrigen Türchen,
Mit steilen Treppchen und feilen Hürchen,
Mit Schatten und schiefen Fensterluken.
 
Dort würde ich spuken.

 

Den Umfang einer Wolke
 
Den Umfang einer Wolke mißt
Kein Mensch. Weil sie nicht rastet,
Noch ihre Freiheit je vergißt. –
Ich glaube: Keine Wolke ist
Mit Arbeit überlastet.

 

 

 

Spielball
 
Es weint ein Kind.
Ein Luftballon mit dünnem Zopf
Und kleiner als des Kindes Kopf
Entflieht im Wind.
 
Und reist und steigt verwegen.
Ein Nebel wallt.
Ein Fehlschuss knallt.
Dann fällt ein sanfter Regen.
 
Rundrote Riesenbeere
Rollt müde und verschrumpft
In einem Wipfelmeere,
Hat austriumpht.
 
Witziger Kräherich
bringt seinem Bräutchen
ein hohles Häutchen,
die aber ärgert sich.

 

 

 

 

Der Stein
 
Ein kleines Steinchen rollte munter
Von einem hohen Berg herunter.
 
Und als es durch den Schnee so rollte,
Ward es viel größer als es wollte.
 
Da sprach der Stein mit stolzer Miene:
»Jetzt bin ich eine Schneelawine«.
 
Er riß im Rollen noch ein Haus
Und sieben große Bäume aus.
 
Dann rollte er ins Meer hinein,
Und dort versank der kleine Stein.

Sehnsucht nach Zufall
 
Es gibt freiwilliges Allein,
Das doch ein wenig innen blutet.
 
Verfrühter Gast in einer Schenke sein,
Wo uns derzeit kein Freund vermutet — —
 
Und käme plötzlich doch der Freund herein,
Den gleiche Abenteuer-Wehmut lenkt,
Dann wird es schön! Dann steigt aus schlaffen Träumen
Ein gegenseitig stärkendes Sichbäumen
Und spricht, was in ihm rauh und redlich denkt.


 

Es war ein Brikett, ein großes Genie
 
Es war ein Brikett, ein großes Genie,
Das Philosophie studierte
Und später selbst an der Akademie
Im gleichen Fache dozierte.
 
Es sprach zur versammelten Briketterie:
»Verehrliches Auditorium,
Das Leben – das Leben – beachten Sie –
Ist nichts als ein Provisorium.«
 
Da wurde als ketzerisch gleich verbannt
Der Satz mit dem Provisorium.
Das arme Brikett, das wurde verbrannt
In einem Privatkrematorium.

Nach dem Gewitter
 
Der Blitz hat mich getroffen.
Mein stählerner, linker Manschettenknopf
ist weggeschmolzen, und in meinem Kopf
summt es, als wäre ich besoffen.
 
Der Doktor Berninger äußerte sich
darüber sehr ungezogen:
Das mit dem Summen wär' typisch für mich,
das mit Blitz wär' erlogen.

Shakespeare
 
Er sah wie Christus die Welt,
Die erlebte er als Knecht.
Was seine Kunst spielend uns vorgestellt,
Hat ewig Recht.

Frühling
 
Die Bäume im Ofen lodern.
Die Vögel locken am Grill.
Die Sonnenschirme vermodern.
Im übrigen ist es still.
 
Es stecken die Spargel aus Dosen
Die zarten Köpfchen hervor.
Bunt ranken sich künstliche Rosen
In Faschingsgirlanden empor.
 
Ein Etwas, wie Glockenklingen,
Den Oberkellner bewegt,
Mir tausend Eier zu bringen,
Von Osterstören gelegt.
 
Ein süßer Duft von Havanna
Verweht in ringelnder Spur.
Ich fühle an meiner Susanna
Erwachende neue Natur.
 
Es lohnt sich manchmal, zu lieben,
Was kommt, nicht ist oder war.
Ein Frühlingsgedicht, geschrieben
Im kältesten Februar.

Sommerfrische
 
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
 
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
 
Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.

Herbst
 
Der Herbst schert hurtig Berg und Tal
Mit kalter Schere ratzekahl.
Der Vogel reist nach warmer Ferne;
Wir alle folgtem ihm so gerne.
 
Das Laub ist gelb und welk geworden,
Grün blieb nur Fichte noch und Tann'.
Huhu! Schon meldet sich im Norden
Der Winter mit dem Weihnachtsmann.

Lebhafte Winterstraße
 
Es gehen Menschen vor mir hin
Und gehen mir vorbei, und keiner
Davon ist so, wie ich es bin.
Es blickt ein jedes so nach seiner
Gegebenen Art in seine Welt.
Wer hat die Menschen so entstellt??
Ich sehe sie getrieben treiben.
Warum sie wohl nie stehenbleiben,
Zu sehen, was nach ihnen sieht?
Warum der Mensch vorm Menschen flieht?
Und eine weiße Weite Schnee
Verdreckt sich unter ihren Füßen.
So viele Menschen. Mir ist weh:
Keinen von ihnen darf ich grüßen.

Die Fliege im Flugzeug
 
Ich war der einzige Passagier
Und hatte – nur zum Spaße –
Eine lebende Fliege bei mir
In einem Einmachglase.
Ich öffnete das Einmachglas.
Die Fliege schwirrte aus und saß
Plötzlich auf meiner Nase
Und rieb sich die Vorderpfoten.
Das verletzte mich.
Ich pustete. Sie setzte sich
Auf das Schildchen »Rauchen verboten.«
Ich sah: der Höhenzeiger wies
Auf tausend Meter. Ha! Ich stieß
Das Fenster auf und dachte
An Noahs Archentaube.
Die Fliege aber – ich glaube,
Sie lachte.
Und hängte sich an das Verdeck
Und klebte sehr viel Fliegendreck
Um sich herum, im Kreise,
Unmenschlicherweise.
Und als es dann zur Landung ging,
Unser Propeller verstummte,
Da plusterte das Fliegending
Sich fröhlich auf und summte.
Gott weiß, was in mir vorging,
Als solches mir durchs Ohr ging.
Ich weiß nur noch, ich brummte
Was vor mich hin. So ungefähr:
Ach, daß ich eine Fliege wär.

Abschied der Seeleute

Chor der Seeleute:

Wir Fahrensleute
Lieben die See.
Die Seemannsbräute
Gelten für heute,
Sind nur für to-day.
Die Mädchen, die weinen,
Sind schwach auf den Beinen.
Was schert uns ihr Weh!
Das Weh, ach das legt sich.
Unsre Heimat bewegt sich
Und trägt uns in See,
Far-away.

Chor der Mädchen:

Wir, die Bräute
Der Fahrensleute,
Lieben und küssen,
Doch wissen, sie müssen
Zur Seefahrt zurück.
Und wenn sie ertrinken,
Dann – wissen wir – winken
Uns andre zum Glück.

 

Read More

Beautiful Bird
 

The Nightingale was entrapped - for rage,
it refused to sing inside its cage.
They'd threaten, tickle and torment.
Still did not sing. Till impenitent,
in deepest cellar without light
it was imprisoned day and night.
And there, with no echo at all,
it never
sang,
and perished -
small.
As Nightingale.
 

An Edible Crab and a Kangaroo
 
An edible crab and a kangaroo,
decided they would wed.
The registry office said, »Ballyhoo,
we don't want you in bed.«
They cried, »Are we so different to people?
This is blatant discrimination,«
and then hanged themselves from the old church steeple
a more than tragic situation.

My Burning Ambition
 
I had tin soldiers as a boy,
and gave them all awards.
I only had the two myself
that all others possess.
A limited success.
 
It's not that I don't relish fame,
quite the reverse, my fervent aim
is one day when I die (joking aside)
they name an alley after me, not wide,
a crooked lane,
with lowly doors,
steep flights of steps and haggling whores,
with shadowed nooks and casements round.
 
My haunting ground.

The Size of a Cloud
 
No one can ponder,
the extent of a cloud.
Because it's not allowed
to linger in one place
and lose the right to wander.
 
I believe a cloud is never
overworked - it's far too clever.

Plaything
 
I heard a little girl cry
as her balloon,
smaller than her head,
with a tattered thread,
flew up to the sky.
 
It travelled ever higher
lost in the mist.
Then a shot was heard,
not aimed at a bird -
the shooter hadn't missed.
 
The rose-red giant berry,
shrunken and small,
landed in a tree,
there for all to see,
like a monster cherry.
 
A clever carrion crow
brought his bride
a scrap of rubber
that made her blubber:
»You stupid so-and-so!«

The Stone
 
A tiny pebble, with some skill,
rolled down a steep and snowy hill.
 
And as it progressed down the brae,
it grew in substance on the way,
 
and thought, during its swift advance:
look, now I am an avalanche.
 
It smashed apart a house with ease,
as well as seven largish trees,
 
but then it rolled into the sea
and sank - the price of vanity.

Longing for a chance encounter
 
Voluntary aloneness exists,
but inner bleeding still persists.
 
The earliest customer in the bar,
where our friends least expect us.
 
But suddenly, a comrade breezes in,
driven by the same restless melancholy,
and life is good again!
Limp dreams birth mutual strength and mirth,
Togetherness, as in youth,
releases captive and unspoken truth.

There was a Briquet, a Great Genius
 
There was a briquet, a genius he,
when young, he studied philosophy,
and later became, for his mastery,
Professor at the academy.
 
He addressed the assembled coals and said:
»Before you know it, you’ll all be dead.
A briquet is predestined to burnout,
that’s something about which there’s no doubt.«
 
But the coals found this was heretical,
although it was theoretical,
and condemned him to be cast on the grate
to be burnt alive, that was his fate.

After the Thunderstorm
 
I was struck by lightning.
and my left metallic cufflink
has melted, and I think
my brain is humming - frightening.
 
Doctor Berniger’s diagnosis
of my excessive agitation:
The humming is psychosis,
the lightning - my imagination.

Shakespeare
 
Like Christ, he saw the world
he underwent as menial.
His art, playfully for us unfurled,
forever genial.

Springtime
 
The logs blaze in the fire
the birds are lured to the grill.
The parasols are mouldy,
but otherwise, it is still.
 
Asparagus sticks its delicate shoots
out of their tin containers.
Synthetic roses with plastic roots
deck carnival retainers.
 
Something, a bell perhaps, begs
the waiter, instead of potatoes,
to bring me a thousand eggs
laid by Easter demonstrators.
 
The sweet whiff of a Havana
drifting in a smoke ring,
reminds me of my Susanna,
and the newly awakening spring.
 
Sometimes it is worth loving.
whatever comes, new or old.
A verse written for my beloved,
in the icy February cold.

Summer Freshness
 
Pluck a cloud from the cloudy white
that marches through the sunny sky,
bedeck the hat that you have by
with green rice - that’s right.
 
Hide lazily in the tall grass
because you know it does you good,
play your harmonica with class,
if you have one - which you should.
 
Let your melodies be guided
by the piece of cloud you keep.
Let thoughts wander undecided
no further than a locust leap.

Autumn
 
With scything blade, autumn betimes
shears hill and valley both,
while migrant birds seek warmer climes;
we too prefer the South.
 
The leaves are yellow, withered, brown,
just spruce and pine stay green,
and winter starts its short countdown,
Christmas will soon be seen.

Lively Winter Street

People go before me,
and others pass me by,
and no one is as I.
Each looks into their world
in their own curious way,
their deformation fills me with dismay.
I watch them drifting.
Why don't they pause to see
what others are thinking?
Why do they from one another flee?
And a white expanse of snow
is soiled under their feet.
So many people. I'm feeling low,
for not a single one can I greet.

The Fly in the Plane
 

The only passenger was I
and had, just for a laugh,
with me, a very lively fly
in a bottling glass.
I opened up the bottling glass,
the fly flew out at once, alas,
and landed on my nose,
rubbing its hairy toes.
That upset me, and in spite,
I huffed, and almost choking,
saw the fly at once alight
on the sign »No Smoking«.
The indicator showed a height
of thousand metres, I thought, »right«,
and of Noah’s Ark dove musing
I unlocked the skylight.
The fly, however, I believe,
found it all quite amusing,
and hung on to the upper deck
fouling it with its flyspeck
in a circle around it -
a barrier of insect s**t.
And as we then came into land
the propellor cut out, and
puffing itself up, the fly
hummed a love song to the sky.
God knows what then went through my brain
as I heard the fly’s refrain.
I only know I mumbled, »Why,
cannot I too, be a fly«?

The Sailors’ Farewell

Sailors’ Choir:

We are all seamen,
we love the sea.
The seaman's women
are temporary
Just for today.
The weak girls who weep
their troubles can keep
we won't stay.
Our worries get smaller
our home is our trawler
it takes us to sea
far away.

Young Girls’ Choir:

We are the brides
of the sailors, their pride.
We love 'em and kiss 'em
but know that their mission
is back to the sea.
And if they drown
we'll go out on the town
There's another for me.

 

Read More

Joachim Ringelnatz

1883-1934

Straßenerlebnisse

Mir ist wieder manches begegnet.

Es hat Bindfaden geregnet.

Das Wasser bepinkelte Straßen und Gassen,

Und ein verregneter Sprengwagenlenker

Fluchte den Regenmacher zum Henker.

Das sollte ein Sprengwagenlenker

Doch lieber unterlassen.

Vor einer grüngekleideten Maid

Blieb ich begeistert stehn.

Sie sagte: ich möchte weitergehn.

Das tat ich.

Ob Mann, ob Frau, im grünen Kleid

Sind beide stets sympathisch.

Im zweiten Fall war ich sehr kühl,

Denn ich entscheide nach Gefühl,

Und mit einer Frau mit konkaven

Popo

Geh ich nun einmal nicht schlafen,

No, no!

Unterwasser Bläschen machen

 

Kinder ein Rätsel! Hört mich an!
Wer es herausbekommt, kriegt Geld! - Wie kann
Man unter Wasser Bläschen machen?
Das müsst ihr versuchen - unbedingt! -
In der Badewanne. Und wenn es gelingt,
Werdet ihr lachen.

Der Pflasterstein, der war einmal

Ein Pflasterstein, der war einmal

Und wurde viel beschritten.
Er schrie: "Ich bin ein Mineral
Und muss mir ein für allemal
Dergleichen streng verbitten!"

Jedoch den Menschen fiel's nicht ein
Mit ihm sich zu befassen,
Denn Pflasterstein bleibt Pflasterstein
Und muss sich treten lassen.
 

Die Schnupftabakdose


Es war eine Schnupftabakdose,
Die hatte Friedrich der Große
Sich selbst geschnitzelt aus Nussbaumholz.
Und darauf war sie natürlich stolz.

Da kam ein Holzwurm gekrochen.
Der hatte Nussbaum gerochen.
Die Dose erzählte ihm lang und breit
Von Friedrich dem Großen und seiner Zeit.

Sie nannte den alten Fritz generös.
Da aber wurde der Holzwurm nervös
Und sagte, indem er zu bohren begann:
"Was geht mich Friedrich der Große an!"

Aus der Vogelkunde

Ich spreche von Flugmaschinen.
Sie summen lauter als Bienen
Und sind eine Kreuzung von Taube,
Ente, Maikäfer und Schiffsschraube.

Sie nisten einzeln, paar- und gruppen-
Weise in Hallen und Schuppen.
Ich habe persönlich festgestellt:
Sie bringen lebendige Junge zur Welt,
Die wie Menschen aussehn,
Wenn sie aus ihnen herausgehn.

Auch legen sie Eier und brüten
Im Krieg. Zeus möge das künftig verhüten.
Ihre Nahrung sind Menschen, Koffer, Benzin
Und Zeitungen aus Berlin.


Sie sind über die ganze Welt
Verbreitet und sehr zahm auch in Freiheit.
Außerdem sind sie der Polizeiheit
Und der Zollbehördlichkeit unterstellt.
Volkstümlich nennt man sie schlechthin Maschinen.
Ich könnte Ihnen mit Näherem dienen,
Aber ich verlange dafür
Einen Flugzeugengebühr


Heimatlose

Ich bin fast
gestorben vor Schreck:
in dem Haus, wo ich zu Gast
war, im Versteck,
bewegte sich,
regte sich
plötzlich hinter einem Brett
in einem Kasten neben dem Klosett,
ohne Beinchen,
stumm, fremd und nett
ein Meerschweinchen.
Sah mich bange an,
sah mich lange an,
sann wohl hin und sann her,
wagte sich
dann heran
und fragte mich:
„Wo ist das Meer?“

 

 

Die Frau mit der Reiherfeder

Ich weiß nicht genau,
Warum ich so oft an die bleiche Frau
Mit der weißen Reiherfeder denke,
Mich immer in den Gedanken versenke:
Wie könnte es werden, wie würde es sein,
Wäre sie dein. – –
Ich weiß es nicht und frage vergebens.
Sie ist auf dem bunten Wege des Lebens
Irgendwo still an mir vorüber gegangen,
Die schöne Frau mit den bleichen Wangen.
Sie hat mich mit kalten Blicken gemessen;
Wir haben kein einziges Wort getauscht,
Doch sie hat mich mit fremdem Zauber berauscht,
Dass ich sie nimmer werde vergessen.
Etwas wie sehnende, nagende Glut
Will mir das pochende Herz zerreißen;
Denk ich der bleichen Frau mit der weißen,
Wehenden Reiherfeder am Hut.

 

Der sächsische Dialekt


Wenn man den sächsischen Dialekt
Ein bisschen dehnt und ein bisschen streckt
Und spricht ihn noch ein bisschen tran’ger;
Dann hält ein jeder für einen Spanier!

Es war einmal ein Kannibale,
Der war aus Halle an der Saale.
Man sah ihn oft am Bodensee
Für zwanzig Pfennige Entree.

.....

Nachtschwärmen

Die alte Pappel schauert sich neigend,
Als habe das Leben sie müde gemacht.
Ich und mein Lieb – hier ruhen wir schweigend –
Und vor uns wallt die drückende Nacht.
Bis sich zwei schöne Gedanken begegnen,
Dann löst sich der bleierne Wolkenhang.
Goldene, sprühende Funken regnen
Und füllen die Welt mit lustigem Klang.
Ein trüber Nebel ist uns zerronnen.
Ich lege meine in deine Hand.
Mir ist, als hätt ich dich neu gewonnen. –
Und vor uns schimmert ein goldenes Land.

 

An M.


Der du meine Wege mit mir gehst,
Jede Laune meiner Wimper spürst,
Meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst –
Weißt du wohl, wie heiß du oft mich rührst?
Wenn ich tot bin darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
Und dich segnen.
Lebe, lache gut!
Mache deine Sache gut!

 

An meinen Lehrer

Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
Und manches wohlgedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.

Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
An meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
Mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.

Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.

 

War einmal ein Schwefelholz

War einmal ein Schwefelholz,
Das sich mit erhab’nem Stolz
Einen Anarchisten nannte
Und ein ganzes Haus verbrannte.
Dieses war schon ungewöhnlich,
Doch es kannte auch persönlich
Meyers Taschenlexika,
Ganz speziell das Bändchen "A",
Weshalb es sich nach dem Brande
An besagtes Bändchen wandte
Mit den Worten: "Sag, was ist
Eigentlich ein Anarchist?"

 

Arm Kräutchen

Ein Sauerampfer auf dem Damm
stand zwischen Bahngeleisen,
machte vor jedem D-Zug stramm,
sah viele Menschen reisen.

Und stand verstaubt und schluckte Qualm,
schwindsüchtig und verloren,
ein armes Kraut, ein schwacher Halm,
mit Augen, Herz und Ohren.

Sah Züge schwinden, Züge nahen.
Der arme Sauerampfer
sah Eisenbahn um Eisenbahn,
sah niemals einen Dampfer.

Das Mädchen mit dem Muttermal


Woher sie kam, wohin sie ging,
Das hab' ich nie erfahren.
Sie war ein namenloses Ding
Von etwa achtzehn Jahren.
Sie küßte selten ungestüm.
Dann duftete es wie Parfüm
Aus ihren keuschen Haaren.

Wir spielten nur, wir scherzten nur;
Wir haben nie gesündigt.
Sie leistete mir jeden Schwur
Und floh dann ungekündigt,
Entfloh mit meiner goldnen Uhr
Am selben Tag, da ich erfuhr,
Man habe mich entmündigt.

Verschwunden war mein Siegelring
Beim Spielen oder Scherzen.
Sie war ein zarter Schmetterling.
Ich werde nie verschmerzen,
Wie vieles Goldene sie stahl,
Das Mädchen mit dem Muttermal
Zwei Handbreit unterm Herzen.

Liedchen

 

Die Zeit vergeht,

Das Gras verwelkt,

Die Milch entsteht,

Die Kuhmagd melkt.

 

Die Milch verdirbt.

Die Wahrheit schweigt.

Die Kuhmagd stirbt.

Ein Geiger geigt.

Der »Gezeichnete«

Ein Bleistift hat mich vergewaltigt,
Hat meine Züge vergestaltigt
Und hinterlistig auf ein Blatt
Papier gebracht.
Ich muß gesteh'n, der Bleistift hat
An sich die Sache gut gemacht.
Wer aber gab ihm die Erlaubnis?!
Nun weiß ich nicht recht, ob das Raub ist.
Gehört die Miene nun dem Blei?
Gehört sie mir? — Wie dem auch sei.
Die Fratze und der Bleistiftstrich
Verhöhnten und versöhnten sich
nd zogen darauf Hand in Hand
Ganz freundschaftlich ins weite Land.
Denn beide sind — das ist der Witz —
Im Grunde kein Privatbesitz.

 

Der kleine Junge

Es war ein kleiner, böser Junge
Der zeigte jedermann die Zunge,
Ging statt zur Schule auf die Straße
Und drehte allen eine Nase.
Als seine Eltern beide tot,
Kam er in bitterliche Not.
Und lebt nun -- weil er sonst nichts kann --
Als armer Leierkastenmann.
 

Es war ein faules Krokodil

 

Es war ein faules Krokodil,
Das lag zwei Monate ganz still.
Dann schlief es sieben Jahre ein
Und schließlich schien es tot zu sein.

Es lebte an diskretem Orte

Es lebte an diskretem Orte
Ein Stückchen Seife bester Sorte
In einem Porzellanbehälter.
Das ward mit jedem Tage älter.

Und warb mit Moschusochsendunst
Um Menschenliebe, Menschengunst.
Einstmals — das wann und wie ist schnuppe —
Geriet es in die Erbsensuppe.
Der Mensch benahm sich miserabel.

Er stach die Seife mit der Gabel,
Beroch sie roh und rief: „Pfui, Spinne!“
Da schwanden ihr vor Angst die Sinne.

So fand ich gestern Nachmittag

So fand ich gestern Nachmittag
In einer Retirade
Ein Stückchen Schokolade,
Das in der Abflußrinne lag. —
Zwar leb ich von der Hand in Mund
Und bin durchaus nicht kein Baron,
Doch hab ich’s liegen lassen und
Verzichte auf den Finderlohn.

 

 

Ferngruß von Bett zu Bett

Wie ich bei dir gelegen
Habe im Bett,
weißt du es noch?
Weißt du noch,
wie verwegen
Die Lust uns stand?
Und wie es roch?
Und all die seidenen Kissen
Gehörten deinem Mann.
Doch uns schlug kein Gewissen.
Gott weiß, wie redlich untreu
Man sein kann.
Weißt du noch,
wie wir's trieben,
Was nie geschildert werden darf?
Heiß, frei, besoffen,
fromm und scharf.
Weißt du, daß wir uns liebten?
Und noch lieben?
Man liebt nicht oft in solcher Weise.
Wie fühlvoll hat dein spitzer Hund bewacht.
Ja unser Glück war ganz und rasch und leise.
Nun bist du fern.
Gute Nacht.

Der Bandwurm

Es stand sehr schlimm um des Bandwurms Befinden.
Ihn juckte immer etwas hinten.
Dann konstatierte der Doktor Schmidt,
Nachdem er den Leib ihm aufgeschnitten,

Daß dieser Wurm an Würmern litt,
Die wiederum an Würmern litten –

 


Fűnf Verse űber ein Thema

Einst war ich Seemann. Ich habe seitdem
Einen schwankenden Gang. Nun tuscheln
Die Menschen manchmal gedankenbequem
Hinterm Ruecken oder ganz offen:
“Der Kerl ist wieder besoffen.”

Ich kann oft Menschen nicht wiedererkennen
Noch ihrer erinnern. Ich kenne zuviel.
Das ist keine Pose, das ist kein Spiel.
Die, die mich deshalb betrunken nennen,
Die treffen mich, aber nicht ihr Ziel.

Man schaemt sich, immer von neuem zu fragen,
Und weil ich leider so schwerhoerig bin,
Gebe ich oft lieber Antworten hin,
Die gar nichts besagen. Ich gelte dann
Bei vielen fűr den berauschten Mann.

Vor dem Vatikan in Rom
Lag ein Atom.
Ich stolperte so von ungefaehr
Darueber. Die Menge meinte,
Dass ich nicht nuechtern waer. –
Nur das Atom weinte.

Ich ging vom Herrenabend um drei
Frueh heim, meiner Ansicht nach nűchtern,
Und biss unterwegs aus Scherz und fast nűchtern
Einem Schutzmann die untere Nase entzwei.
Da hat dieser dreiste Luemmel gewagt,
Mich anzuzeigen. Hat unter Eid
Vor sieben Zeugen laut aussgesagt:
Ich sei angeheitert gewesen. –
Dieser Beamte tut mir leid.
 

Vergehe Zeit


Vergehe Zeit und mach einer besseren Platz!
Wir haben doch nun genug verloren.
Setz einen Punkt hinter den grausamen Satz
»Ihr habt mich heraufbeschworen.«
Was wir, die Alten, noch immer nicht abgebüßt,
Willst du es nicht zum Wohle der Jugend erlassen?!
Kaum kennen wir's noch, daß fremde Hände sich fassen
Und Fremdwer zu Ungleich sagt: »Sei herzlich gegrüßt.«
Laß deine Warnung zurück und geh schnell vorbei,
Daß wir aufrecht stehen.
Vergönne uns allen zuinnerst frei
Das schöne Grün unsrer Erde zu sehen.

Nach dem Gewitter


Der Blitz hat mich getroffen.
Mein stählerner, linker Manschettenknopf
ist weggeschmolzen, und in meinem Kopf
summt es, als wäre ich besoffen.
Der Doktor Berninger äußerte sich
darüber sehr ungezogen:
Das mit dem Summen wär‘ typisch für mich,
das mit Blitz wär‘ erlogen.

 

Das Schlüsselloch

Das Schlüsselloch, das im Haupttor saß,
Erlaubte sich nachts einen Spaß.
Es nahten Studenten
Mit Schlüsseln in Händen.
Da dachte das listige Schlüsselloch:
Ich will mich verstecken,
Um sie zu necken!
Worauf es sich wirklich seitwärts verkroch.
Alsbald nun tasteten die Studenten
Suchend,
Fluchend;
Mit Händen
An Wänden.
Und weil sie nichts fanden, zogen sie weiter.
Schlüsselloch lachte heiter.
(Die Herren erreichten ihr Zimmer nimmer.
Eigentlich war die Sache noch schlimmer.
Ich selbst war nämlich bei den Studenten –
Doch lassen wir es dabei bewenden.)


Die Nagelfeile

Man stirbt hier vor Langeweile,
Dachte die Nagelfeile
Beim Mittagessen!
Und machte sich, wie von ungefähr,
Über den Fingernagel her,
Beim Mittagessen!
Da begann eine silberne Gabel zu schrein:
»Meine Dame – – Sie sind hier nicht allein!«


Das Nadelkissen

 

Das Nadelkissen bildete sich ein,
Mit dem Stachelschwein
Verwandt zu sein.
Das Nadelkissen
Ist, wie wir wissen,
Eine recht nützliche Erscheinung.
Natűrlich sind wir ganz seiner Meinung.

„Oh“, rief ein Glas Burgunder


„Oh Mond, du göttliches Wunder!
Du gießt aus silberner Schale
Das liebestaumelnde, fahle,
Trunkene Licht wie sengende Glut
Hin über das nachtigallene Land –“
Da rief der Mond, indem er verschwand:
„Ich weiß, ich weiß! Schon gut! Schon gut!“

Ein kűhnes Rosshaar erklärte den andern

Ein kűhnes Rosshaar erklärte den andern:
Es muesse aus der Matratze wandern.
Es poche auf seine Grossjaehrigkeit,
Und es liege in seiner Rosshaerigkeit
Der Trieb zum Wandern. Da rief es: “Adieu!”
Und damit schnellte es in de Hoeh’.
Ein Mensch sass auf besagter Matratze.
Das Rosshaar huepfte auf seine Glatze,
Und weil es sehr gut gedieh an dem Orte,
So wuchsen dort bald noch mehr von der Sorte.


Melancholie     

Von weit her Hundebellen
Klingt durch die nächtliche Ruh.
Es spülen die schwarzen Wellen
Mein Boot dem Ufer zu.

Die blauen Berge der Ferne
Winken am Himmelssaum.
Auf in den Lichtbann der Sterne
Trägt mich ein Traum.

Stumm ziehen wilde Schwäne
Über das Wasser hin.
Mir kommt eine müde Träne.
Ich weiß nicht, warum ich so bin.

 

Read More

Street happenings

 

I had a few experiences today,

It rained cats and dogs, so to say.

The water piddled down alleys and streets

and the rained-on driver of a water cart

took it all far too much to heart,

which is pointless on his part,

even when it pours in sheets.

I greeted a girl in a green dress

whom I happened upon,

but she asked me to move on.

I did.

I’m always very keen

on men, or women, dressed in green,

but in the second case

I moved on apace,

for a lady with a concave

derriere

will not share a bed with me -

no fear!

Making Bubbles Underwater

Children, here’s a riddle for you
with a cash prize for the winner. Who
can make bubbles underwater in the bath?
You must at least have a go,
and if you succeed, ho ho,
you’ll have a good laugh.

Once there was a cobblestone

Once there was a cobblestone,
it was, of course, well-trodden.
It cried: »I am a mineral
and must insist, once and for all,
such acts should be forbidden«!

This wish the folk could not condone
»Such wishes are inopportune.
Cobblestone is cobblestone,
you must accept your fortune«.

The Snuffbox

There once was a snuffbox ornate,
whittled by Frederick the Great
from a small piece of walnut wood,
and proud of itself - that was good.

A woodworm came creeping betimes,
from far, the walnut it had smelt.
The snuffbox retold at great length
of Frederick the Great and his times.

It extolled old Fred as generous,
which made the worm somewhat nervous,
and said 'ere it started exploring:
»Your story I find rather boring«.

Ornithological Notes


I'm discussing machines that fly above,
whose loud bee-buzz is a terror,
and are a hybrid of a dove,
duck, cockchafer, and ship's propeller.


They nest singly, in pairs, and can be found
in groups in halls and sheds, where they abound.
I have seen, with my own eyes,
how their young, who are born alive,
resemble you and me - I remark -
when one by one, they disembark.


In wartime, they lay eggs and incubate.
May Zeus preserve us in future from this fate.
Their nourishment is people, luggage, gasoline
and periodicals from Berlin.


Almost anywhere in the world, you can find
them, and they are tame even in the wild.
They are subordinate, in cases of importance,
to customs and excise, as well as law enforcement.
They are popularly called flying machines.
If you don't know what that means
I can provide an explanation
subject, of course, to the usual taxation.

Homeless

I almost
died of fright
in the house, where I
spent the night.
Something moved,
shifted audibly,
suddenly,
without a word,
behind a board,
inside a cabinet
near the closet.
Strange, but nice,
a guinea pig
quite big,
looked at me twice
went to and fro
then said, "Hello"
and asked of me,
"Where is the sea"?

 

The Woman with the Egret Feather

‘Tis to no avail,
my thoughts by every weather
are with that woman pale
with the egret feather.
What it would be like, would it be fine
if she were mine?
I know it not and ask in vain.
Her life is too arcane,
and disdains with me to speak,
the beauty with the ashen cheek.
No words have passed between us;
she measured me with a cold glance
but her spell makes it superfluous
I cannot forget her, my romance.
A yearning, gnawing fire; that
is my poor heart's plight,
thinking of the woman with the white,
waving egret feather in her hat.

 

The Saxon Dialect

If you attempted to twist and stretch
the curious Saxon dialect,
and conversed in it with suppressed strain,
most people would think you came from Spain!

There was once a cannibal,
born and bred in Schwäbisch Hall.
One saw him often near the sea
for twenty-pfennig entrance fee

(The one who came from Halle
was his cousin Hannibale!
)

Nighthawks

The ancient poplar trembles, inclining
as if life had created its blight.
My love and I rest here unspeaking,
before us raging the oppressive night.
Then two beautiful minds are as one
and the leaden raincloud disappears.
Sparks rain down, golden as the sun
filling the world with music for our ears.
The murky fog has vanished in the main,
and I entwine my fingers in your hand.
I feel as though I've conquered you again;
before us shimmering a golden land.

 

For M.

You who walk my path with me,
who senses every whim of my eyelash,
who tolerates and understands my depravities -
Do you know how hot your frequent touch is?
When I'm dead, you cannot mourn.
My love will outlast me
and revisit you in strange garments,
and delight you.
Live and laugh!
Do your thing – do it well!



For my Teacher

I was not of the best sort in your class.
On my youthful defiance, your guidance
and considered words, shattered like glass.
In age, I look back on my innocence.

But, old master, it was not all in vain,
you gave your best and coached me well for life.
The values thus ingrained, I did retain
carved on my heart with your scholastic knife.

Forgive me if I do not show regret,
nor do I these days bow to your demands.
But for your firmness, I am in your debt
and, thankfully, but wordless, shake your hands.

 

There once was a Lucifer

There once was a lucifer, a match
that called itself with pride, forthright,
an anarchist, and set alight
a dwelling house, complete with thatch.
This may seem curious to you
but our match in person knew
Meyer’s encyclopedia
and, best of all, the volume ‘Ah’,
so, after the combustion,
it asked the book a question,
and said the words, "Say what is
actually an anarchist?"

 

Poor Old Herb

A sorrel adjacent the railway ties
stood erect and proud beside the track,
saluted when the express passed by,
saw commuters travel there and back.

Enveloped in dust and choked with smoke,
it was tubercular and quite forlorn,
a poor old herb with a withered stalk
it wished that it had never been born.

Observed trains approach and trains depart,
diesel, electric, others of note.
But the poor old sorrel took it to heart.
that it never spotted a steamboat.
 

The Girl with the Mole

Where she came from, where she went,
I never have found out,
she was a nameless maiden,
eighteen - or thereabout.
She rarely kissed impetuously.
but then her hair smelt sumptuously,
of that there is no doubt.


We joked, and danced the pas de deux,
but never behaved untoward,
she swore to me she would be true.
But then she left without a word -
with my gold watch she flew,
on that same ill-fated day
that they took my rights away.


Gone also was my signet ring,
engraved with family crest.
A fragile butterfly on the wing,
she left me quite depressed,
because of all the gold she stole,
the pretty maiden with the mole,
two handbreadths under her breast.

Ditty

Time flies,
The grass withers,
The milk is made,
The milkmaid milks.

The milk spoils.
The truth is silent.
The milkmaid dies.
A violinist plays.

The 'Marked One'

A pencil violated me,
deformed my topography
and sneakily
formed my iconography.
The pencil, I must confess
did a good job
nonetheless.
But who allowed
it to rob?
Does it now own my appearance?
(I didn’t give it clearance!)
Or does it belong to me?
We’ll have to wait and see.
The grimace and the pencil mark,
no bother,
taunted, then made peace with each other,
and travelled hand in hand
amicably throughout the land.
Because both are -
and that’s the mockery -
essentially not private property.

The Little Boy

 

There was a naughty little lad,

poked out his tongue at everyone,

played pranks on people, just for fun,

skipped off school, and that was bad.

His parents died and, more or less,

the little lad was penniless,

and lived, in order to exist,

as needy barrel-organist.

There was a very lazy crocodile

 

There was a very lazy crocodile,
that laid extremely quiet for a while,
then slept for seven years in a creek bed -
at last we all concluded it was dead.

It lived in a discrete location

It lived in a discrete location
a piece of soap, of noble station
in a dainty porcelain holder.
From day to day it became older.

It courted with its musky vapour,
human affection, human favour.
How it occurred - a mystery,
it landed in the consommé.
The soup consumer popped his cork

and poked the soap with a sharp fork,
sniffed at it, and »Ugh Yuck!« exclaimed --
the soap was naturally pained.

Just Yesterday

Just yesterday, in a latrine,
before I pulled the chain,
I found a piece of chocolate
lying there in the drain.

Although I live from hand to mouth,
and am certainly not a Lord,
I left the chocolate lying there,
and did not claim a reward.

Faraway greetings – from Bed to Bed

How I lay next to you
In bed,
Do you remember?
Do you still recall
how adventurous our desire was?
And how it smelt?
And your husband’s
silk cushions.
But we had no scruples.
God alone knows how truly unfaithful
one can be.
Do you still remember
how we did it?
Details we must never
openly admit.
Hot, uninhibited,
drunk, devout and spicy.
Do you know that we were lovers -
and are still in love?
Seldom does one love to that extent.
How soulfully your horny dog protected us.
Yes, our bliss was complete and swift and noiseless.
Now you are far away.
Good night.

The Tapeworm

The tapeworm wasn't feeling well,
his derriere, it itched like Hell.
Till Dr Smith’s examination
revealed the following situation:

the worm was suffering from worms
who also had worms in their turn.

 

Five Verses – a Single Theme

For most of my life I was a sailor
and I still have a rolling gait.
But some, behind my back
or even to my face say, alack,
“He’s had one over the eight”.

I’m not so good at recognising a face,
or remembering people. I know too many.
Some don’t find that in the least funny.
But to call me a drunk is out of place.
I’ll give them a run for their money!

People are ashamed to ask me things twice
and, as I’m hard of hearing, I suspect
they often get an answer they don’t expect.
But that’s no excuse for being unkind
and suggesting I’m three sheets to the wind.

An atom lay, quite rare,
on St Peter’s Square,
over which I stumbled
The crowd were agitated
and called out, “He’s inebriated”.

After a night with the boys, around three,
I made my way home, feeling somewhat merry
but not in the least intoxicated, so, for a laugh
I bit a passing policeman’s nose in half.
The cheeky beggar had the audacity,
despite his incapacity, to shop
me, and swore on oath, before a witness
that I had been absolutely legless.
I feel sorry for this cop.
 

 

Go Now Time

Go now time, make place for something better.
We’ve lost enough, that’s clear,
put a full stop after the last letter
of “you summoned me, so I am here“.
What we, the old ones still atone,
let the young ones have for their own.
It’s seldom now that strange hands grasp each other,
and stranger says to stranger, “welcome, brother“.
Leave thy warning and pass quickly by.
that we stand straight and tall.
Grant us the freedom to enjoy
our Earth’s green after all.

After the Thunderstorm


I was struck by lightning.
and my left metallic cufflink
has melted, and I think
my brain is humming - frightening.


Doctor Berniger’s diagnosis
of my excessive agitation:
The humming is psychosis,
the lightning - my imagination
 

The Keyhole

A keyhole, one night in the dark,
decided it would have a lark.
A group of students came along -
their house keys they had brought.
The craft keyhole thought,
their plans will come to naught,
and turned itself sidelong.
Soon the students, one and all,
began seeking,
cursing,
feeling,
with their hands along the wall.
And as nothing could be found,
agreed to go and turned around.
The keyhole laughed, quite hearty.
(The students never found their flat,
indeed, it was much worse than that,
as I was of the party -
but let’s leave it at that).

 

The Nail File

»It's boring here, meanwhile«,
complained the nail file
at luncheon!
And, just like that, started filing
the nails - some call it styling -
at luncheon!
At once, a silver fork began to shout,
»Disgusting, milady – – what’s all that about?«

 

The Pincushion

 

The pincushion did opine
that it is by design
related to the porcupine.
We all know well,
that truth  to tell,
the pincushion is a useful occurrence -
to which we signal our concurrence!

»Oh«, called a glass of Burgundy wine


»Oh moon, you miracle divine!
You pour out of a silver bowl
a rapturous light so pale
that a drunken-like scorching glow
swathes the land of the nightingale.«
The moon exclaimed before it fled:
»Enough! Enough! I know, I know!«

A daring horsehair told the others

 

A daring horsehair told the others,
"I must leave the mattress, brothers,
I am in my maturity,
my Wanderlust’s hereditary",
and as it left, it called "Goodbye"
and made a leap, extremely high.
A man was sitting on the bed,
the horsehair sprang on his bald head,
and as it felt at once at home,
more horsehairs soon grew on that dome.
 

Melancholy

The sound of far-off barking, hoarse,
disturbs the night once more
The endless ranks of black waves thrust
my boat towards the shore

The dark blue mountains far away
beckon on heaven’s seam.
In the glow of the Milky Way
I’m borne as in a dream.

Silent swans, both wild and free
Over the water swam.
I shed a weary tear or three
and ask myself what I am.

 

Read More
Translated German Verse: Text
Anchor 10

Robert Gernhardt

1937-2006

Meine Frau


Zur Osterzeit, da fuhr ich
mit meiner Frau nach Rom.
Die ham da auch ne Kirche,
die nennt sich Petersdom.
Der Gottesdienst, der kam uns
So stockkatholisch vor,
da brüllte ich dem Popen
mit voller Kraft ins Ohr:
»Es stört doch nicht, wenn ich ein bisschen läster -
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Am Donnerstag, da kam ich
schon um halb drei nach Haus.
Im Flur, da hing ein Mantel,
sah nicht wie meiner aus.
Der Inhalt von dem Mantel,
der lag vor meiner Frau,
hielt ihre Knie umgangen,
da sprach ich: »Kumpel, schau
nicht so verhärmt, und druckse ruhig fester -meine Frau hats gerne pittoresker!«

Zum schönen Pfingstfest gingen
wir  zu den wilden Tiern.
Doch was wir da erlebten,
ging uns echt an den Niern:
»Hallo Herr Zoodirektor!
Ein Glück daß ich Sie find!
Die stehen ja im Wasser,
das Nilpferd und sein Kind!
Furs Kleine muß sofort ein trocknes Nest her -
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Am Freitag schaut mein Bruder
Klaus auf ein Gläschen rein.
Er tut dabei ganz harmlos:
»Es darf auch Sprudel sein!«
Ich schicke meine Gute
zum nächsten Wasserhaus,
doch schon nach drei, vier Gläschen
ahn ich die Wahrheit: »Klaus!
Das ist ja gar kein Sprudel, das ist Trester meine Frau hats gerne pittoresker!«


Zu Weihnachten, da schrieb ich
dem Maler Baselitz:
»Das beigefügte Foto
stammt aus Privatbesitz.
Darauf ist meine Olle,
die maln Sie bitte ab«
doch als ich dann das Bild sah,
da lachte ich mich schlapp:
»Wieso steht die denn auf dem Kopf, mein Bester?
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Am letzten Samstag dacht ich,
mit meiner Frau seis aus.
Mit Blaulicht ging es schnellstens
Ins nächste Krankenhaus.
Dort sagte mir der Doktor:
»Ihre Frau, der ist nicht wohl,
denn da ist noch immer etwas
Blut im Alkohol.
Rasch! Setzen Sie unter Cognac Schwester«
Meine Frau hats gerne pittoresker!

Zum Neujahr kam ein Kärtchen,
das wünschte uns viel Glück
zum Neuen Jahr. Da schrieb ich
dem Schreiberling zurück:
»Mein Freund, was soll der Unfug
Von wegen Neues Jahr?
Wir nahmen schon das alte
nur sehr verschwommen wahr.
Bei uns ist nämlich jeden Tag Silvester -
meine Frau hats gerne pittoresker!«

 

 

Robert Gernhardt

1937-2006

Meine Frau

Zur Osterzeit, da fuhr ich
mit meiner Frau nach Rom.
Die ham da auch ne Kirche,
die nennt sich Petersdom.
Der Gottesdienst, der kam uns
So stockkatholisch vor,
da brüllte ich dem Popen
mit voller Kraft ins Ohr:
»Es stört doch nicht, wenn ich ein bisschen läster -
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Am Donnerstag, da kam ich
schon um halb drei nach Haus.
Im Flur, da hing ein Mantel,
sah nicht wie meiner aus.
Der Inhalt von dem Mantel,
der lag vor meiner Frau,
hielt ihre Knie umgangen,
da sprach ich: »Kumpel, schau
nicht so verhärmt, und druckse ruhig fester -meine Frau hats gerne pittoresker!«

Zum schönen Pfingstfest gingen
wir  zu den wilden Tiern.
Doch was wir da erlebten,
ging uns echt an den Niern:
»Hallo Herr Zoodirektor!
Ein Glück daß ich Sie find!
Die stehen ja im Wasser,
das Nilpferd und sein Kind!
Furs Kleine muß sofort ein trocknes Nest her -
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Am Freitag schaut mein Bruder
Klaus auf ein Gläschen rein.
Er tut dabei ganz harmlos:
»Es darf auch Sprudel sein!«
Ich schicke meine Gute
zum nächsten Wasserhaus,
doch schon nach drei, vier Gläschen
ahn ich die Wahrheit: »Klaus!
Das ist ja gar kein Sprudel, das ist Trester meine Frau hats gerne pittoresker!«


Zu Weihnachten, da schrieb ich
dem Maler Baselitz:
»Das beigefügte Foto
stammt aus Privatbesitz.
Darauf ist meine Olle,
die maln Sie bitte ab«
doch als ich dann das Bild sah,
da lachte ich mich schlapp:
»Wieso steht die denn auf dem Kopf, mein Bester?
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Am letzten Samstag dacht ich,
mit meiner Frau seis aus.
Mit Blaulicht ging es schnellstens
Ins nächste Krankenhaus.
Dort sagte mir der Doktor:
»Ihre Frau, der ist nicht wohl,
denn da ist noch immer etwas
Blut im Alkohol.
Rasch! Setzen Sie unter Cognac Schwester«
Meine Frau hats gerne pittoresker!

Zum Neujahr kam ein Kärtchen,
das wünschte uns viel Glück
zum Neuen Jahr. Da schrieb ich
dem Schreiberling zurück:
»Mein Freund, was soll der Unfug
Von wegen Neues Jahr?
Wir nahmen schon das alte
nur sehr verschwommen wahr.
Bei uns ist nämlich jeden Tag Silvester -
meine Frau hats gerne pittoresker!«

Dreiakter
Nach Motiven von F. Kafka

Das Leben ist ein Fenster,
in dem du kurz erscheinst.

Mit deinem Auftritt öffnet sich
das Fenster jenen Augenblick,
der deiner Rolle zugedacht,
dann wird es wieder zugemacht,
wie du auch fluchst und greinst:

Dein Leben ist ein Fenster,
in dem du kurz erscheinst.

Auf deinen Auftritt wartet hier
kein Inspizient, kein Regisseur,
kein Stichwort, kein Szenarium,
kein Text, auch ist das Publikum
viel kleiner, als du meinst:

Dein Leben ist dies Fenster,
in dem du kurz erscheinst.

Zu deinem Abtritt nur so viel:
Wenn mal das Rampenlicht erlischt,
dann ist der Vorgang hausgemacht,
der Pförtner hat es ausgemacht,
nach Plan, nicht nach Verdienst:

Dein Leben war dies Fenster,
in dem du kurz erschienst.

Dich will ich loben, Hässliches

Dich will ich loben, Hässliches,
du hast so was Verlässliches.
Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
fast tut es weh, wenn man es sieht.
Wer Schönes anschaut, spürt die Zeit,
und Zeit meint stets: Bald ist’s soweit.
Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer,
das Hässliche erfreut durch Dauer

Read More

 

My Wife

​I took my wife at Easter
On holiday to Rome,
To see the great cathedral
They call St Peter’s Dome.
The Mass was very formal
High-flown and insincere.
I stood next to his Holiness
And shouted in his ear,
“Don’t bother us with all this papal riting,
My wife likes things a little more exciting!”

On Thursday I came home from work
Just after half past four.
A coat hung in the entrance hall
I hadn’t seen before.
The content of the overcoat
Was cuddling with my spouse
I hurriedly called out to him
“Are you a man or mouse?
Switch on some music and romantic lighting,
My wife likes things a little more exciting!”


At Whitsuntide my wife and I
Went to the wildlife park.
We soon got the impression it
Was not up to the mark.
"Hello there zoo director
It's lucky that we met,
The baby hippopotamus
Is getting rather wet.
This state of things is really very fright'ning,
My wife finds that a little too exciting!"

My brother came on Friday
To drink a glass or three,
“Bottled water is just fine,
That’s quite OK by me”.
I sent my loved one off
To fill some from the taps,
But after downing one or two
I found out it was schnapps.
"That’s just the job, it goes down like greased lightning.
My wife likes things a little more exciting!”

At Christmastide I wrote to
The artist Damien Hirst,
Addressed him most politely
"I’d like a portrait first”.
But when I saw the end result
I very nearly died.
My one and only graced a tub
Of pure formaldehyde.
"Dear chap I'd like a little more backlighting
My wife likes things a little more exciting!”

Last Saturday I had the fear
my wife had had her day.
With ambulance and blue light
I sent her on her way.
The doctor said "I must admit,
Your wife is in a mess
Her alcohol blood level
Gives cause for some distress.
"More cognac sister dear, she just needs brightening".
My wife likes things a little more exciting!”

This Hogmanay we got a card
Wishing us good cheer
I wrote back to the sender:
“What’s this about New Year?
We saw the last one through a haze
It wasn't very clear.
The next one won't be different
Of that you can be sure.
We party every day from morn to nighting,
My wife likes things a little more exciting!”

Verse in three acts
After motifs by Frank Kafka

Life is a window
In which you much too briefly appear.

On your emergence
It opens for that instant
For the role you are assigned
And then as quickly closed
Despite your protestations.

Your life is a window
In which you much too briefly appear

 

No one awaits your entrance

Director or stage manager

No cues and no scenario

No text, and the audience

Is smaller than you think.

 

Your life is this window

In which you much too briefly appear.

 

To your stage exit just this:
When the spotlight's out
The curtain falls abrupt
On the porter's command
Not as deserved - as planned.

Your life was this window
In which you much too briefly appear.


I want to praise you ugly one

 

I want to praise you ugly one,
for you are so dependable.
Beauty disappears and flees,
it almost hurts the more one sees.
Attractiveness curtails our life,
tells us that the time's soon ripe.
Beauty lends us cause for sorrow,
ugliness, a bright tomorrow.

Read More
Anchor 11
Anchor 11

Robert Gernhardt

1937-2006

 Kleine Erlebnisse großer Männer: Kant

Eines Tages geschah es Kant,

daß er keine Worte fand.

 Stundenlang hielt er den Mund
und er schwieg nicht ohne Grund.

Ihm fiel absolut nichts ein,

drum ließ er das Sprechen sein.

Erst als man ihn zum Essen rief,

wurd' er wieder kreativ,

und sprach die schönen Worte: "Gibt es hinterher auch Torte?"

 

GEBET.

Lieber Gott, nimm es hin, / daß ich was Besond'res bin. / Und gib ruhig einmal zu, / daß ich klüger bin als du. / Preise künftig meinen Namen, / denn sonst setzt es etwas. Amen.

Gut und lieb

Kommt, das gute Brot des Nordens
wolln wir stückchenweise braten
in dem guten Öl des Südens,
wie es schon die Väter taten.
Von dem guten Wein des Westens
trinken wir, dieweil wir essen,
um die liebe Not des Ostens
schlückchenweise zu vergessen.

 

Ich sprach

Ich sprach nachts: Es werde Licht!
Aber heller wurd' es nicht.
Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ das sein.

Ich sprach: Lahmer, Du kannst gehen
Doch er blieb auf Krücken stehen.
Da ward auch dem Dümmsten klar,
daß ich nicht der Heiland war.

 Ich selbst

Ich mach mir nichts aus Marschmusik,

ich mach mir nichts aus Schach. Die Marschmusik macht mir zuviel, das Schach zuwenig Krach.

Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

darüber, daß so'n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen.


Ermahnung

Ruf nicht nach der Mutter, Junge.

Mutter ruft nach dir.

Sag ihr nicht, wie schlecht dir’s geht.

Mutter geht es schlechter.

Klag nicht übers Alter, Junge.

Mutter ist viel älter.

Frag nicht, wie das enden soll.

Mutter weiß die Antwort.

Trivial experiences of great men: Immanuel Kant

It happened to Kant just one day,

That he really had nothing to say.

He kept his mouth shut for hours

(Though he was at the height of his powers).

The grounds for his oratory blind,

Was that nothing at all came to mind,

But as he sat down for his tea, his intellect was once again free.

His words were both succinct and pert, “Now what have we got for Dessert”?

PRAYER.

Oh dear God, please accept / that I’m pretty well perfect. / And that I am of the few / That are cleverer than you. / And in future praise my name / Or I'll put Lucifer to shame. Amen

Compass points

Let's take the bread from northern soil

and fry it bit by bit

in good old southern olive oil

just like our fathers did.

Bring here the wine from western vine

and drink with foie de gras

the hardship in the eastern states/ forgotten glass by glass

 

 

Calling in vain

I called outright: “Let there be light”! No way tonight.

I called “Make water into wine”! But not a sign.

I called: “Cripple discard your crutch”! 

Success? Not much.

It’s obvious to the simplest clod, that I am not the Son of God.

 

 

Just me

I’m not too keen on marching bands, I’m not too keen on chess.

Marching bands make too much noise, and chess a good deal less.

 

Material for criticism of the best-known verse form of Italian origin

 

I find sonnets thoroughly sickening -

straitjackets that no poet should deserve,

the thought is honestly pulse-quickening

that sonnet writers have the bloody nerve

 

to write a thoroughly dull load of crap.

Alone the fact that such a thoughtless chap

composes such trash in this day and age

creates a mental block, and then the rage

 

felt for such a mixed-up motherfucker,

whose wet dreams block my creativity;

fuels my aggression for the sucker.

 

I loathe the arsehole's negativity.

I can't find a single shred of pity.

I find sonnets simply bloody shitty.

Admonition

Do not call for your mother, son
your mother's calling you.
Don't tell her how bad things are.
Mother's much worse off.
Don't whine about your age, son,
Mother is much older.
Don't ask her how it will all end,
Mother knows the answer.

Translated German Verse: Text

Robert Gernhardt

1937-2006

Bussard an der Bahnstrecke Ulm-Augsburg


Der Bussard ist ein stolzes Tier,
bei Jettingen liegt sein Revier

Dort sitzt er schwer im welken Gras
weil er, vermute ich, schon fraß

Ich blick auf ihn vom ICE
und denk an die, die ich nicht seh,

An Mäusevater, Mutter, Kind
die alle in dem Bussard sind

Und stumm entbiete ich dem Tier
ein eiliges "Hallo ihr vier!"

 

Die Lust kommt
 

Als dann die Lust kam, war ich nicht bereit.
Sie kam zu früh, zu spät, kam einfach nicht gelegen.
Ich hatte grad zu tun, deswegen
war ich, als da die Lust kam, nicht bereit.


Die Lust kam unerwartet. Ich war nicht bereit.
Sie kam so kraß, so unbedingt, so eilig.
Ich war ihr nicht, nicht meine Ruhe, heilig.
Da kam die Lust, und ich war nicht bereit.


Die Lust war da, doch ich war nicht bereit.
Sie stand im Raum. Ich ließ sie darin stehen.
Sie seufzte auf und wandte sich zum Gehen.
Noch als sie wegging, tat es mir kaum leid.
Erst als sie wegblieb, blieb mir für sie Zeit.

 

Frühlingsgefühle

Der Nasenbär
Der NASENBÄR zu der Bärin:
„Ich will dich jetzt was Schönes lehren!“
Worauf er ihr ins Weiche griff
und dazu „La Paloma“ pfiff.

 

Die Dachsin
Die DÄCHSIN sprach zum Dachsen:
„Mann, bist du gut gewachsen!“
Der Dachs, der lächelte verhalten,
denn er hielt nichts von seiner Alten

 

Selbstfindung

Ich weiß nicht, was ich bin.

Ich schreibe das gleich hin.

Da hab'n wir den Salat:

Ich bin ein Literat

 

Sonett vom Versuch eines amerikanischen Pressesprechers, einem irakischen Kind den Krieg zu erklären


Mein liebes Kind, wir wollen dich befreien.
Das heißt: Wir müssen dich zuvor beschießen.
Wenn du das so verstehst: Als das Begießen
des Pflänzchens Freiheit, wirst du uns verzeihen.

Mein Kind, dir blüht die Mutter aller Bomben.
Wenn sie dich trifft, dann nimm das nicht persönlich.
Wenn du sie triffst, so grüße sie versöhnlich:
Wo keiner bohrt, kann niemand was verplomben.

Das meint: Wenn wir dir deine Stadt zerhauen,
dann mit dem Zweck, sie schöner aufzubauen.
Sofern du tust, mein Kind, was dir geheißen,
Wirst du schon bald das Reich der Freiheit schauen.

Du zweifelst noch? Uns kannst du blind vertrauen:
Wer dich beschießt, muß dich nicht noch bescheißen.

 

Read More

Buzzard on the Ulm-Augsburg line

The Buzzard – stately bird of prey

Near Jettingen he hunts by day.

 

Now sitting there in withered grass,

With stomach full and bold as brass,

 

I spy him from the HST*,

And think of those I cannot see,


Of Daddy mouse, and baby, Mum,

Now snuggled up inside his tum.

My silent greeting to the bird

“Hello you four!“ - but no one heard.

*High Speed Train = ICE German

 

Lust comes

When lust arose, I was unprepared

She came too early, late, inopportune,

I was busy, that very afternoon,

That’s why I was impaired.

 

Lust came unexpected, without compromise,

She came so blatant, absolute, and urgent.

Not mine, not my discreet intent.

When lust arrived, I could not improvise.

 

Lust was present, I was unprepared

Stood before me - I chose to ignore,

She sighed, turned, I was just a bore.

But as she went, it simply left me cold,

But left alone I was once more bold.

 

 

Spring Feelings

The Nausa
The NAUSA to his other half

“How’s this my darling for a laugh”
And grabbed her by the pussy

Humming something from Debussy.

 

The Badger Sow

The SOW to her mate uttered tender

 “Wow, that’s an incredible member!”

The badger regretted his fate

Cause he wasn’t too keen on his mate.

 

Self-discovery

What am I, I don't know

I'll write that down just so.

Why then respect my betters?

I am a man of letters!

 

A sonnet on the attempt by an American press spokesman to explain war to an Iraqi child.

 

Dear child we want to set you free,

But first we have to bomb you see.

Like watering a tender plant

called freedom - don’t you understand?

 

The mother of all bombs my child,

Not personal my pet,

Consider it like breaking eggs,

To make an omelette.

 

We’re only blowing up your towns

To build them up again.

Just trust in us, when freedom comes

Twill all be right as rain.

 

Still don’t believe, where is your trust?

Our punishment is fair and just!

 

Read More
Translated German Verse: Text

Robert Gernhardt

1937-2006

Siebenmal mein Körper

Mein Körper ist ein schutzlos Ding,
wie gut, daß er mich hat.
Ich hülle ihn in Tuch und Garn
und mach ihn täglich satt.

Mein Körper hat es gut bei mir,
ich geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug,
und nachher muß er spein.

Mein Körper hält sich nicht an mich,
er tut, was ich nicht darf.
Ich wärme mich an Bild, Wort, Klang,
ihn machen Körper scharf.

Mein Körper macht nur, was er will,
macht Schmutz, Schweiß, Haar und Horn.
Ich wasche und beschneide ihn
von hinten und von vorn.

Mein Körper ist voll Unvernunft,
ist gierig, faul und geil.
Tagtäglich geht er mehr kaputt,
ich mach ihn wieder heil.

Mein Körper kennt nicht Maß noch Dank,
er tut mir manchmal weh.
Ich bring ihn trotzdem übern Berg
und fahr ihn an die See.

Mein Körper ist so unsozial.
Ich rede, er bleibt stumm.
Ich leb ein Leben lang für ihn.
Er bringt mich langsam um

 


Noch einmal: Mein Körper


Mein Körper rät mir:

Ruh Dich aus!
Ich sagte: Mach' ich,

altes Haus!


Denk' aber:

Ach, der sieht's ja nicht,
und schreibe heimlich

dies Gedicht.


Da sagt mein Körper:Na, na, na!
Mein guter Freund,

was tun wir da?


Ach, gar nichts!

sag' ich aufgeschreckt,
und denk':

Wie hat er das entdeckt?


Die Frage scheint

recht leicht zu sein,
doch ihre Schlichtheit

ist nur Schein.


Sie lässt mir seither

keine Ruh:
Wie weiß mein Körper,

was ich tu?

Das Buch


Ums Buch ist mir nicht bange.
Das Buch hält sich noch lange.

Man kann es bei sich tragen
und überall aufschlagen.

Sofort und ohne Warten
kann dann das Lesen starten.

Im Sitzen, Liegen, Knien
ganz ohne Batterien.

Beim Fliegen, Fahren, Gehen –
ein Buch bleibt niemals stehen.

Beim Essen, Kochen, Würzen
ein Buch kann nicht abstürzen.

Die meisten andren Medien
tun sich von selbst erledigen.

Kaum sind sie eingeschaltet,
heißts schon: Die sind veraltet!

Und nicht mehr kompatibel –
marsch in den Abfallkübel

Zu Bändern, Filmen, Platten,
die wir einst gerne hatten,

und die nur noch ein Dreck sind.
Weil die Geräte weg sind

und niemals wiederkehren,
gibts nichts zu sehn, zu hören.

Es sei denn, man ist klüger
und hält sich gleich an Bücher,

die noch in hundert Jahren
das sind, was sie stets waren:

Schön lesbar und beguckbar,
so stehn sie unverrückbar

In Schränken und Regalen
und die Benutzer strahlen:

Hab'n die sich gut gehalten!
Das Buch wird nicht veralten.

Trost und Rat

Ja wer wird denn gleich verzweifeln,
weil er klein und laut und dumm ist?
Jedes Leben endet. Leb so,
daß du, wenn dein Leben um ist

von dir sagen kannst: Na wenn schon!
Ist mein Leben jetzt auch um,
habe ich doch was geleistet:
ich war klein u n d laut u n d dumm.

Liebe

Über Liebe kann man nicht schreiben,

Man liebt oder lässt es bleiben.

Horch! Es klopft an deinerTür:

"Mach auf und lass mich rein!"

"Wer da?" "Die EinfallslosigkeitDa fällt mir gar nicht ein!"

Schon steht sie neben deinem Tisch:

"Was wird das? Ein Gedicht?"

"Ein Lob der Kreativität."

"Das, Freundchen, wird es nicht."

EIN GLÜCK

Wie hilflos der Spatz auf der Straße liegt.
Er hat soeben was abgekriegt.
Da hebt das den Kopf, was erledigt erschien.
Könnten Spatzen schreien, der hätte geschrien.
Der hätte gebettelt: Erlöse mich.
Der Erlöser wäre im Zweifelsfall ich.
Ist sonst niemand da, die Straße ist leer,
der Wind weht leicht und der Spatz macht's mir schwer.
Wen leiden zu sehn, ist nicht angenehm.
Wenn er sterben will, ist das sein Problem.
So red ich mir zu und geh rasch voran.
Ein Glück, dass ein Spatz nicht schreien kann.

ENDE

Was soll deine Sorge,
du müsstest zu früh gehn
und könntest das Ende
des Films verpassen?
Du bist doch der Star!
Mit deinem Abtritt
endet in jedem Fall dein Film.

Read More

My Body - Seven Times

My body is a helpless thing
He's lucky I must say.
I dress him in expensive clothes
And feed him every day.

I treat my body very well
I feed him wine and bread
He overdoes it every time
And throws it up instead.

My body listens not to me
But does what he should not
I warm myself with word and sound
That makes my body hot.

My body does just what it will
Makes dirt, sweat, hair, and so
I wash and daily manicure
It all, from tip to toe.

My body is irrational
Greed, laziness, whatever,
Runs down each day a little more

I put him back together.

Thanklessness and no restraint
Brings pain that makes me screech.
Despite all that I take it for
An outing to the beach.

My body is unsocial
I speak, no words, not he.
I give it all I have in life
He'll be the death of me.

My body - yet again

My body told me:
Have a rest
I say: Will do
it's for the best

Think but: Aha,
He's not my nurse!
And write in secret
This short verse.

My body scolds me:
Now, now, now!

My friend,what are we up to now?

Nada! I say
(with caveat).
And think: How did he
notice that?

The question seems
to lack confusion,
but clarity
is just illusion.

Naught can put my
mind at rest:
How does my body
always know best?

Books

Life is short, however,

A good book lasts forever,

 

Take them anywhere,

open them with care.

 

Start reading right away.

there's no need for delay.

 

Sitting, standing, on your knees,

a book it needs no batteries

 

In all forms of agility

a book retains mobility

 

Cooking or eating dinner,

a book remains a winner.

 

Most other forms of modern media

can't rival an encyclopedia,

 

for no sooner they're complete

they're already obsolete,

 

not in the least adaptable,

with nothing else compatible.

 

Cassette tapes and VHS

once our pride and joy no less

 

are destined for a similar fate

cause their machines are out of date.


No amusement for eye or ear,

nothing to see, nothing to hear,

 

unless you were intelligent

and money on good books was spent,

 

that in a hundred years or more

are still as flawless as before.


Both poetry and ornate prose

they stand there in their silent rows,

 

on shelves and bedside tables,

biographies and fables.

 

Haven't they kept well those pages?

A book gets old but never ages!

Comfort and advice

Why should you sink into despair,
being small and loud and mindless?
all life must end - so live yours so
that finally, when life's just stress

you can say - to hell with it
although my life's not endless,
it wasn't all for nothing,
I was small and loud and mindless.

 

Love

To write about love, I can't condone
either you love, or you leave it alone.

Hark! Someone's knocking at your door:
"Open up and let me in"!
"Who's there"? "Lack of inspiration"!
"That's beyond my imagination".

She's standing next to your desk:
"What's that? A verse"?
"Full marks for creativity".
"That, my friend, is negativity".

 

LUCKY FOR ME

How helpless the sparrow lies in the street,
It's mortally injured, not far from my feet.
It raises it's head, it's not ready to die,
If sparrows could scream, then this one would cry,
and beg for release from its agony,
someone should do it, but must it be me?
The street is deserted, no other soul there,
A light wind is blowing. I've no time to spare.
Though appalling to watch the sparrow decline
if it's to die, it's no problem of mine.
I say to myself; I'm just passing by,
and I thank God that a sparrow can't cry.

 

THE END

What is your problem
with leaving too early,
and having to miss
the end of the story?
You are the star,
and when you go away,
you can be sure
the film ends anyway.

Read More
Translated German Verse: Text

Robert Gernhardt

1937-2006

Deutung eines allegorischen Gemäldes


Fünf Männer seh ich
inhaltsschwer –
wer sind die fünf?
Wofür steht wer?

Des ersten Wams strahlt
blutigrot –
das ist der Tod
das ist der Tod

Der zweite hält die
Geißel fest –
das ist die Pest
das ist die Pest

Der dritte sitzt
in grauem Kleid –
das ist das Leid
das ist das Leid

Des vierten Schild trieft
giftignaß –
das ist der Haß
das ist der Haß

Der fünfte bringt stumm
Wein herein –
das wird der
Weinreinbringer sein.

 

Das Dunkel


Menschen kleiden sich gern bunt,
das hat einen dunklen Grund.

Menschen zeigen sich gern nackt-
Dunkelheit in Haut verpackt.

Ob im Mann, ob im Weib,
Dunkel herrscht in jedem Leib.

Auch trifft zu, daß Greis und Kind
innen völlig dunkel sind.

Hinter jedem roten Mund
öffnet sich ein dunkler Schlund.

Meerrettich und Brot und Wein
läßt der Schlund ins Dunkel ein,

rein in Magen, Blase, Darm,
alle dunkel, aber warm.

Wein und Brot und Meerrettich
wandern durch ein dunkles Ich.

Auf dem Weg vom Ich zum Du
freilich geht's noch dunkler zu.

Dunkel lockt der Zeugungstrieb:
Laß mich ein. Hab mich lieb.

Dunkel bleibt auch, ob es frommt,
daß da das zusammenkommt:

Same sah nie Tageslicht,
Ei warf niemals Schatten nicht.

Klar ist nur, daß es das Glied
gradewegs ins Dunkel zieht,

und daß es ein Spalt empfängt,
den es dunkel zu ihm drängt.

Dunkel ist, was sich dann tut,
Dunkel herrscht, wenn alles ruht,

Doch im Schoß der dunklen Nacht
regt sich dunkel der Verdacht,

Alles Licht sei eitel Schein
auf dem Weg ins Dunkelsein.




A Summation
He "suffered little children to come unto me ", walked barefoot on the Lake of Galilee, let Satan temptations bemoan, welcomed the sinners home,
taught us Christian behaviour, remaining mortal as Our Saviour - I think it's beyond all doubt, it's the Lord Jesus we're talking about.

SCHÖN, SCHÖNER, AM SCHÖNSTEN

Schön ist es,
Champagner bis zum Anschlag zu trinken
und dabei den süßen Mädels zuzuwinken:
Das ist schön.

Schöner ist es,
andere Menschen davor zu bewahren,
allzusehr auf weltliche Werte abzufahren:
Das ist schöner.

Noch schöner ist es,
speziell der Jugend aller Rassen
eine Ahnung von geistigen Gütern zukommen zu lassen:
Das ist noch schöner.

Am schönsten ist es,
mit so geretteten süßen Geschöpfen
eine gute Flasche Schampus zu köpfen:
Das ist am allerschönsten.

 

 

 

Trost im Gedicht

Denk dir ein Trüffelschwein,

denks wieder weg:

Wird es auch noch so klein,

wird nie verschwunden sein,

bleibt doch als Fleck.

 

Was je ein Mensch gedacht,

läßt eine Spur.

Wirkt als verborgne Macht,

und erst die letzte Nacht

löscht die Kontur.

 

Hat auch der Schein sein Sein

und seinen Sinn.

Mußt ihm nur Sein verleihn:

Denk dir kein Trüffelschwein,

denks wieder hin.

𝙏𝙝𝙤𝙪𝙜𝙝𝙩𝙨 𝙤𝙣 𝙬𝙞𝙣𝙚 𝙗𝙮 𝙍𝙤𝙗𝙚𝙧𝙩 𝙂𝙚𝙧𝙣𝙝𝙖𝙧𝙙𝙩.

 

Warm preist ihr mir den alten Wein.

Wie meinen? Frag ich kalt.

Was soll das sein: Ein alter Wein?

Bei mir wird Wein nicht alt.

 

Bei mir ward manches alt und kalt:

Kopf, Rücken, Herz und Bein.

Es schwanden Schönheit und Gestalt.

Beim Wein muss das nicht sein.

Was immer auf der Flasche steht,

ob alt, ob jung der Wein:

Mit etwas gutem Willen

geht beim Reinen alles rein.


Philosophical Thoughts from Robert Gernhardt I

​Es ist nicht schön, wenn man begreift:

Du bist nur gealtert, du bist nicht gereift.

Es tut nicht gut, wenn man bemerkt:

Die Zeit hat nur deine Schwächen verstärkt.

Es führt nicht weit, wenn man erkennt:

Was du auch anfängst,

es ist der Anfang vom End.

Es baut etwas auf, wenn man bedenkt:

Mit dem Tod bekamst du das Leben geschenkt.

Philosophical Thoughts from Robert Gernhardt II

 

Durch einen Fehler im Weltenplan,

lockerte sich mein Schneidezahn.

Da schoß es mir eiskalt durch den Sinn:

Wie, wenn ich nicht unsterblich bin?

Da schien mir urplötzlich sonnenklar,

daß ich ein endliches Wesen war.

Da war ich schlagartig gewarnt:

So habe ich Gott als Mörder enttarnt.

Read More
Read More
Read More
Translated German Verse: Text

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

1798-1874

Das Lied der Vögel

 

Wir Vögel haben's wahrlich gut,
Wir fliegen, hüpfen, singen.
Wir singen frisch und wohlgemut,
Das Wald und Feld erklingen.

 

Wir sind gesund und sorgenfrei,
Und finden, was uns schmecket;
Wohin wir fliegen, wo's auch sei,
Ist unser Tisch gedecket.

 

Ist unser Tagewerk vollbracht,
Dann zieh'n wir in die Bäume,
Wir ruhen still und sanft die Nacht
Und haben süße Träume.

 

Und weckt uns früh der Sonnenschein,
Dann schwingen wir's Gefieder,
Wir fliegen in die Welt hinein
Und singen unsre Lieder.

 

Römisches Helldunkel

 

Wenn ich die vielen Pfaffen sehe
Zu Rom in ihrer schwarzen Tracht,
Dann wird’s am hellen, lichten Tage
Vor meinen Augen dunkle Nacht.

Erst beim Ave-Maria-Läuten,
Wenn heim die Pfaffen ziehn zu Nest,
Dann ist es mir in Rom geworden,
Als ob der Tag sich blicken läßt.

Read More

Song of the Birds

 

We birdies have it really good

We sing and hop and fly.

Our song is fresh and full of love

That fills woods, fields and sky.

 

We're in good health and free from shame

Find all the food we covet.

Where'er we fly it's all the same

It's plentiful - we love it.

 

And when our daily work is done

We roost in tree-tops high

Warm and snug is everyone

We dream of beetle pie.

 

We're woken by the morning sun

Shake out our feathered tunic

And take to flight just one by one

And fill the air with music.

Roman chiaroscuro

When in Rome I observe the priests
in garments black, in broad daylight
then I see a herd of beasts
before my eyes, in darkest night.

But when the bell rings  for Angelus,
and clerics go home to their nest,
it brings in Rome some peace to us
and day at last with light is blest.


 

Read More

Interpretation of an allegorical painting

 

I see five men

What is the plot -

Who are the five?

Who stands for what?

 

The first jerkin gleams

Bloody red -

That is death

That is death

 

The second swings the whip

Not in jest -

That is the pest

That is the pest

 

The third bears aloft

A wreath

That is grief

That is grief

 

The fourth drips poison

Won't wait -

That is hate

That is hate

 

The fifth bearing wine

comes in later -

That will be

The waiter

 

The Dark

Folk love coloured clothes in season.
for a somewhat darker reason.

Even when they show their skin
dark is always packed within.

Woman, man, it's all the same
the dark resides in ev'ry frame

Old and youthful, it is true,
hide the dark inside them too.

Behind each pair of rose-red lips
a darkly gaping maw exists.

Horseradish, and bread and wine
devoured by that dark pipeline,

To stomach, bladder, bowel, gut,
all in darkness, warm and good.

Horseradish, and bread and wine
wander through a darkness - mine.

On the way from me to you
ever more the darkness grew.

Let me in, be on your guard
dark the urge to fuck you hard.

Dark is still the pious thought
should we do it, all for naught?

Semen never saw the light
eggs remain in shadowed night.

Clear is only that my member
glides into a darkened chamber,

Invited by an open fissure
darkly drawing in his pleasure.

Dark is when it's consummated
dark rules when our lust is sated,

But in the darkness of my bed
a dark suspicion raised its head

That light is just a vain illusion
swallowed whole by dark delusion.




A Summation
let Satan temptations bemoan, welcomed the sinners home,
taught us Christian behaviour, remaining mortal as Our Saviour - I think it's beyond all doubt, it's the Lord Jesus we're talking about.

 

GOOD, BETTER, BEST

 

It's good,

to finish off a bottle of champagne

and scores of pretty girls to entertain:

that's good.

 

It's better,

to teach others the most important lesson

that worldly goods should not be an obsession:

that's better.

 

It's even better,

not least, and especially for the callow youth of every nation

to tutor them in intellectual matters as compensation:

that's even better.

 

It's best,

when you succeed in setting those young thing's souls aflame,

to celebrate with a bottle or two of champagne:

that's best.

 

Consolation in Poetry

Think about a truffle swine,
then at once forget:
No matter whether big or small
it will not disappear at all
and remains a threat.

Everything you think about
always leaves a trace.
It acts as a secreted force,
but on the final night of course,
it then deletes its face.

If appearance has existence,
and a value too,
now's the time to give a sign:
Don't just dream up a truffle swine,
think it back anew.

𝙏𝙝𝙤𝙪𝙜𝙝𝙩𝙨 𝙤𝙣 𝙬𝙞𝙣𝙚 𝙗𝙮 𝙍𝙤𝙗𝙚𝙧𝙩 𝙂𝙚𝙧𝙣𝙝𝙖𝙧𝙙𝙩.

Why do you recommend old wine?
A question I ask cold?
What's so special about old wine?
My wine is never old.

With me some things are old and cold:
head, liver, heart and spine.
They lose their freshness I am told,
that's not the same for wine
Whatever is on the label,
old or young, that's fine,
with goodwill around the table,
any good wine is mine.


 

Philosophical thoughts from Robert Gernhardt I

It’s awful when you know for sure,
you are just older, not mature.
It’s not much help when people say,
your failings grow from day to day.
It’s bitter when you comprehend,
what you’ve just started is the end.
It comforts when you realise,
that death gave you the gift of life.


 

Philosophical thoughts from Robert Gernhardt II

A sudden act of world abuse
caused my eye-tooth to work loose.
I shivered, and repressed a chortle:
conceivably I’m not immortal.
At once it became clear to m
that life’s not for infinity,
accepting it’s not Lucifer,
but God my executioner.

Translated German Verse: Text
Anchor 7

Loriot (Vicco von Bülow)

1923-2011

Advent


Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.


Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.

 

 

 

Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.

Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

 

Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

 

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

 

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"


 

 

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!

 

Christmas Night

Darkness falls, the stars are twinkling,

Snowflakes falling, crystals blinking,

And on the tip of every tree,

A little heap of snow you see.

From yonder house on this dark night,

Through darkened pine wood shines a light.

The woodman’s wife kneels by the bed

With candle burning next her head.

For on this still and holy night,

When evil things are put to flight,

The goodly woman slew her swain

(He died in moments – without pain).

She found him often in the way

Of household tasks from day to day,

So she decided in her need,

On Christmas Eve to do the deed.

And as the fawn laid down its head,

And tired rabbits went to bed,

She split her spouse from tip to toe

Using her trusty garden hoe.

Tho’ wakening, the timid hare,

Sleeping till then without a care,

Returned at once to his repose,

Twitching his soft and furry nose.

Within the cottage, small and lowly,

The woodman’s life-blood trickles slowly.

The wife must now in deep December,

Without delay her man dismember.

As expert in the hunter’s art,

She deftly cuts the corpse apart,

And trimly lays the joints of meat,

(Unlike her man who was not neat),

In tidy piles - from west to east

Except a steak for next day’s feast.

Six pieces wrapped up lovingly,

She lays beneath the Christmas tree.

The sound of bells comes from afar,

In heaven shines a single star,

The village dogs all bark in fright

Who can it be on this deep night,

Making his way through ice and snow,

With such a lonely way to go?

It’s Santa coming on his way,

With packets loaded on his sleigh!

“Good woman, have you presents here,

To bring the poor and hungry cheer?”

Although her house is deep in snow,

The woodman’s wife does not say “No”.

“I have six parcels holy man,

No more – that is the best I can”.

The sleigh bells jingle sweet and low,

As Santa turns away to go,

The candles shed their warming light,

The stars are twinkling - it’s Christmas night.

Else Lasker-Schüler

1869-1945

Weltende

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen …
das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.

Du! wir wollen uns tief küssen –
es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen.


Ich liebe dich

Ich liebe dich
Und finde dich
Wenn auch der Tag ganz dunkel wird.
Mein Lebelang
Und immer noch
Bin suchend ich umhergeirrt.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Es öffnen deine Lippen sich …
Die Welt ist taub,
Die Welt ist blind
Und auch die Wolke
Und das Laub -
- Nur wir, der goldene Staub
Aus dem wir zwei bereitet:
- Sind!

 

Read More

World’s End

There is a weeping in the world
as if our Lord our God above had died,
and the leaden shadow that descends, it weighs
gravelike at my side.

Come now, let us withdraw into the womb …
life is ever present in all hearts
as in a tomb.

You! Let us again kiss with desire,
there throbs a yearning for the world
in which we must expire.
 

I Love You

I love you
and will find you
even when the day is at its darkest.
My whole life long
but I still wander
seeking you.
I love you!
I love you!
I love you!
Your lips open …
The world is deaf
the world is blind
as is the cloud
and the leaves –
leaving just us –
the golden dust
from which we two
are made!

 

Read More
Translated German Verse: Text
Anchor 13

Loriot (Vicco von Bülow)

1923-2011

Advent


Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.


Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.

 

 

 

Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.

Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

 

Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

 

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

 

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"


 

 

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!

 

Christmas Night

Darkness falls, the stars are twinkling,

Snowflakes falling, crystals blinking,

And on the tip of every tree,

A little heap of snow you see.

From yonder house on this dark night,

Through darkened pine wood shines a light.

The woodman’s wife kneels by the bed

With candle burning next her head.

For on this still and holy night,

When evil things are put to flight,

The goodly woman slew her swain

(He died in moments – without pain).

She found him often in the way

Of household tasks from day to day,

So she decided in her need,

On Christmas Eve to do the deed.

And as the fawn laid down its head,

And tired rabbits went to bed,

She split her spouse from tip to toe

Using her trusty garden hoe.

Tho’ wakening, the timid hare,

Sleeping till then without a care,

Returned at once to his repose,

Twitching his soft and furry nose.

Within the cottage, small and lowly,

The woodman’s life-blood trickles slowly.

The wife must now in deep December,

Without delay her man dismember.

As expert in the hunter’s art,

She deftly cuts the corpse apart,

And trimly lays the joints of meat,

(Unlike her man who was not neat),

In tidy piles - from west to east

Except a steak for next day’s feast.

Six pieces wrapped up lovingly,

She lays beneath the Christmas tree.

The sound of bells comes from afar,

In heaven shines a single star,

The village dogs all bark in fright

Who can it be on this deep night,

Making his way through ice and snow,

With such a lonely way to go?

It’s Santa coming on his way,

With packets loaded on his sleigh!

“Good woman, have you presents here,

To bring the poor and hungry cheer?”

Although her house is deep in snow,

The woodman’s wife does not say “No”.

“I have six parcels holy man,

No more – that is the best I can”.

The sleigh bells jingle sweet and low,

As Santa turns away to go,

The candles shed their warming light,

The stars are twinkling - it’s Christmas night.

Hermann Hesse

1877-1962

𝘑𝘢, 𝘸ä𝘩𝘳𝘦𝘯𝘥 𝘥𝘪𝘦 𝘔ä𝘤𝘩𝘵𝘪𝘨𝘦𝘯,

𝘥𝘪𝘦 𝘨𝘳𝘰ß𝘦𝘯 𝘕𝘢𝘳𝘳𝘦𝘯,

𝘥𝘪𝘦 𝘞𝘦𝘭𝘵 𝘪𝘯 𝘛𝘳ü𝘮𝘮𝘦𝘳 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘢𝘨𝘦𝘯,

𝘷𝘦𝘳𝘴𝘶𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘸𝘪𝘳,

𝘥𝘪𝘦 𝘬𝘭𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘕𝘢𝘳𝘳𝘦𝘯,

𝘥𝘦𝘯 𝘛𝘳ü𝘮𝘮𝘦𝘳𝘩𝘢𝘶𝘧𝘦𝘯

𝘪𝘮𝘮𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘦𝘥𝘦𝘳 𝘮𝘪𝘵 𝘷𝘦𝘳𝘴ö𝘩𝘯𝘭𝘪𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘚𝘤𝘩𝘳𝘪𝘧𝘵𝘻𝘦𝘪𝘤𝘩𝘦𝘯

𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦𝘯

𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘪𝘵 𝘉𝘭𝘶𝘮𝘦𝘯𝘴𝘢𝘮𝘦𝘯 𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘴ä𝘩𝘦𝘯.

Stufen

 

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

 

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

 

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Älterwerden

Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.

Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!

Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!

Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.

Liebeslied

Ich bin der Hirsch und du das Reh,
Der Vogel du und ich der Baum,
Die Sonne du und ich der Schnee,
Du bist der Tag und ich der Traum.
Nachts aus meinem schlafenden Mund
Fliegt ein Goldvogel zu dir,
Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt,
Der singt dir das Lied von der Liebe,
Der singt dir das Lied von mir.

Aus: Mit der Reife wird man immer jünger

Alter und Verkalkung machen Fortschritte,
manchmal will das Blut nicht mehr so richtig
durchs Gehirn laufen.
Aber diese Übel haben schließlich
auch ihre gute Seite:
man nimmt nicht mehr alles so deutlich
und heftig auf,
man hört an vielem vorbei,
man spürt manchen Hieb oder Nadelstich überhaupt nicht mehr,
und ein Teil des Wesens, das einst Ich hieß,
ist schon dort,
wo bald das Ganze sein wird.

 

Read More

𝘠𝘦𝘴, 𝘸𝘩𝘪𝘭𝘦 𝘵𝘩𝘰𝘴𝘦 𝘪𝘯 𝘱𝘰𝘸𝘦𝘳,

𝘵𝘩𝘦 𝘨𝘳𝘦𝘢𝘵𝘦𝘴𝘵 𝘪𝘥𝘪𝘰𝘵𝘴,

𝘴𝘮𝘢𝘴𝘩 𝘵𝘩𝘦 𝘸𝘰𝘳𝘭𝘥 𝘵𝘰 𝘱𝘪𝘦𝘤𝘦𝘴,

𝘸𝘦, 𝘵𝘩𝘦 𝘭𝘦𝘴𝘴𝘦𝘳 𝘪𝘥𝘪𝘰𝘵𝘴,

𝘵𝘳𝘺 𝘵𝘰 𝘥𝘦𝘴𝘤𝘳𝘪𝘣𝘦 𝘵𝘩𝘦 𝘸𝘳𝘦𝘤𝘬𝘢𝘨𝘦

𝘢𝘨𝘢𝘪𝘯 𝘢𝘯𝘥 𝘢𝘨𝘢𝘪𝘯,

𝘪𝘯 𝘱𝘭𝘢𝘤𝘢𝘵𝘰𝘳𝘺 𝘤𝘩𝘢𝘳𝘢𝘤𝘵𝘦𝘳𝘴,

𝘢𝘯𝘥 𝘴𝘵𝘳𝘦𝘸 𝘧𝘭𝘰𝘸𝘦𝘳𝘪𝘯𝘨 𝘴𝘦𝘦𝘥𝘴

𝘰𝘯 𝘵𝘩𝘦 𝘥𝘦𝘣𝘳𝘪𝘴.

Stages

 

Like every blossom withers, and as youth

ever yields to age; each stage in life blooms,

and every wisdom and each virtue

have their moment and dare not last forever.

When life beckons, the heart must be prepared

to take its leave and start its beat anew

so, with courage and without sadness,

allow other and new relationships.

Every beginning encapsulates a magic

that protects and helps us to exist.

 

We must stride out, cheerfully from place to place,

making nowhere our lasting habitation,

the Weltgeist will not bind us or restrict us,

but foster us, lift us from stage to stage.

As soon as we adjust to one circle of life,

feel cosy in its warmth, slackness threatens,

and only those prepared for change and progress

can thus avoid the lameness of habituation.

 

Even in the hour of our demise

new, young environments will beckon,

life's summons is never-ending,

so be of cheer, my heart, and say goodbye.

Growing Old

Where are the stars of my youth
- have you all fallen?
No one I knew then
rides now on my cloud.

Comrades of my youth,
look where you’ve landed,
making early peace with the world
and leaving me stranded.

The youth, who find the old
laughable - yes, you are right.
For I too admit my plight,
I should have been more bold.

Fighting against all the rest
my chances are zero.
If I fail as a hero
at least I’ve done my best

Lovesong

I am the stag, and you the doe,
you are the bird, and I the tree,
the sun is you and I the snow,
you are the day; the dream is me.
From my sleeping mouth at night
a golden bird flies out  to you
its song is clear, its plumage bright,
it sings the song of love so true,
it sings the song from me to you.

From: As you mature, you get younger and younger

 

Age and calcification evolve my situation
and my blood, now and again
limits its flow through my brain.
But, ultimately, these afflictions
are not always restrictions.
Things are not as violent or as clear,
and one can avoid
what one doesn’t wish to hear.
Cuts and needle pricks are sometimes
not felt at all
and a part of the being
that once was I
is already there
where soon the whole will lie.

 

Read More

Christian Morgenstern

1871-1914

Der Sperling und das Känguru

In seinem Zaun das Känguru es hockt und guckt dem Sperling zu. Der Sperling sitzt auf dem Gebäude doch ohne sonderliche Freude. Vielmehr, er fühlt, den Kopf geduckt, wie ihn das Känguru beguckt. Der Sperling sträubt den Federflaus die Sache ist auch gar zu kraus. Ihm ist, als ob er kaum noch säße Wenn nun das Känguru ihn fräße?! Doch dieses dreht nach einer Stunde den Kopf aus irgend einem Grunde, vielleicht auch ohne tiefern Sinn, nach einer andern Richtung hin

Der Schnupfen

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,

auf daß er sich ein Opfer fasse

 

– und stürzt alsbald mit großem Grimm

auf einen Menschen namens Schrimm.

 

Paul Schrimm erwidert prompt: »Pitschü!«

und hat ihn drauf bis Montag früh.
 

 

Berlin

Ich liebe dich bei Nebel und bei Nacht,

wenn deine Linien ineinander schwimmen, -

zumal bei Nacht, wenn deine Fenster glimmen

und Menschheit dein Gestein lebendig macht.

 

 Was wüst am Tag, wird rätselvoll im Dunkel;

wie Seelenburgen stehn sie mystisch da,

die Häuserreihn, mit ihrem Lichtgefunkel;

und Einheit ahnt, wer sonst nur Vielheit sah.

 

 Der letzte Glanz erlischt in blinden Scheiben;

in seine Schachteln liegt ein Spiel geräumt;

gebändigt ruht ein ungestümes Treiben,

und heilig wird, was so voll Schicksal träumt.

 

Das ästhetische Wiesel

 

Ein Wiesel

saß auf einem Kiesel

Inmitten Bachgeriesel.

Wißt ihr

weshalb?

Das Mondkalb

verriet es mir

Im Stillen:

Das raffinier-

te Tier

tat′s um des Reimes willen.

Bezauberung

Ich ging einmal des Abends, den du kennst, den Weg,
mit einem Freund, der mir von seinen Plänen sprach.
Da ward mir seltsam: wie ich schweigend neben ihm
und halb ihm lauschend ging im Dämmerlicht, geschah's
daß ich mich selbst als Dich empfand, als gingest Du
in mir und lauschtest, wie ich seinem, meinem Wort ...
Und leise nickt' und murmelt' ich ihm zu,
mein Augenaufschlag war der Deine, Dein mein Leib
in jeglicher Bewegung bis ins Innerste ...
Und deine scheue Jungfraunseele liebte mich aus mir ...

Read More

The Sparrow and the Kangaroo

The kangaroo sits in its pen and gazes at the sparrow hen. The sparrow perches on the gable, its mood is far from stable. Ducking head and realising, the kangaroo’s bold scrutinising. Fluffing feathers in the breeze and feeling not at all at ease. Perhaps it’s time I vanished; maybe the beast is famished. And as time fled it turns its head, the Kangaroo, without a why or wherefore, perhaps just therefore.

 

 

𝗧𝗵𝗲 𝗩𝗶𝗿𝘂𝘀

A virus sat in the fresh air

And waited for a victim there

 

He found one soon and pounced upon

A poor man name of Miller, John.

 

John Miller promptly went “Tishoo”

And all his neighbours got it too.

 

 

 

Berlin

 In fog I love you, in darkness alone

When contours fade, in one another swim

So true by night when all your windows gleam

And human stir awakes your walls of stone.

 

What's desolate by day, is enigmatic

By night a mystic monolith contains

Twinkling windows in rows systematic

Variety a unity maintains.

 

Now blind the final glow in window panes

Packed in its box the game that no one plays

Subdued the bustle now, where silence reigns

Blessed be those who dream of better days.

The aesthetic Stoat

 

A stoat

sat on a boat

in the middle of a moat.

Do you

know why?

The gadfly

told me

in confidence you see:

he chose his time

and quite sublime

did it just for the rhyme.

Bewitchment

One evening I went the way, the one that you know,
with a friend who expounded on his future schemes.
It was curious, how I, wordless next to him,
half-listening in the dusk, in my waking dreams,
felt myself as you, as if you were here with me,
in me, and eavesdropping on his words, on my words …
I nodded to him, and I murmured quietly,
every glance of mine was yours, your body mine too,
in every movement, deep in my innermost parts,
and your shy virgin soul loved me, from within me …

Read More
Translated German Verse: Text

Christian Morgenstern

1871-1914

Der Seufzer

Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis

und träumte von Liebe und Freude.

Es war an dem Stadtwall, und schneeweiß

 glänzten die Stadtwallgebäude.

 

Der Seufzer dacht an ein Maidelein

   und blieb erglühend stehen.

Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein -

   und er sank - und ward nimmer gesehen.

 

An Meiner Taschenuhr

Du schlimme Uhr, du gehst mir viel zu schnell;
und doch - dich schauend, sah ich selber hell.
Unschuldig Räderwerk, was schalt ich dich?
Ich geh zu langsam, ach zu langsam - ich.

 

Auf dem Fliegenplaneten

Auf dem Fliegenplaneten,
da geht es dem Menschen nicht gut:
Denn was er hier der Fliege,
die Fliege dort ihm tut.
An Bändern voll Honig kleben
die Menschen dort allesamt,
und andere sind zum Verleben
in süßliches Bier verdammt.
In einem nur scheinen die Fliegen
dem Menschen vorauszustehn:
Man bäckt uns nicht in Semmeln,
noch trinkt man uns aus Versehn.

Die drei Spatzen

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

 

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!

Sie rücken zusammen dicht an dicht,
so warm wie Hans hat's niemand nicht.

 

Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

 

Der Lattenzaun

 

Es war einmal ein Lattenzaun,

mit Zwischenraum,

hindurchzuschaun.

 

Ein Architekt, der dieses sah,

stand eines Abends plötzlich da -

und nahm den Zwischenraum heraus

und baute draus ein großes Haus.

 

 der zaun indessen stand ganz dumm

mit latten ohne was herum,

ein anblick gräßlich und gemein.

drum zog ihn der senat auch ein.

 

 der architekt jedoch entfloh

nach afri - od - ameriko.

Read More

Lovestruck

He sighed while skating on ice at night

And dreamed from true love and elation.
He glided along with the town walls in sight,

Snow-white - parapet to foundation.

 

He sighed and he dreamed of a maiden fair

Stopped still, he was all hot and bothered.

The ice melted quickly from all the hot air

And he sank – and was never recovered.

 

To my Timepiece

Faithless timepiece, you’re too fast for me

But stop - I just begin to see.

It’s not your fault, not you to blame,

I’m far to slow, for me the shame.

 

The Planet of the Flies

On the Planet of the Flies

The human gets the flak

Then what he does to flies on Earth

The fly here pays him back.

A rack of twitching human life
Hangs on flypaper here

And for the rest, they are condemned

To drown in sweetened beer.

The difference twixt men and flies

They don’t bake us in cake

And nor do they despite their size

Drink us by mistake.

The Three Sparrows

In an empty hazel tree

Three sparrows perch there, knee to knee

Eric on right, on left is Franz

Snug in the middle, cheeky Hans.

 

Eyes closed tight, no eyeballs show

To beat it all it starts to snow!

Tight together, a feathered ball

Hans is the warmest of them all.

 

So loud their heartbeats - and they may

Even still be there today.

The Picket Fence

 

There was, I hear, a picket fence

with gaps to peer through,

commonsense.

 

A passing architect, by chance,

noticed the space, and to enhance,

removed the gaps and in their stead

a stately villa constructéd.

 

It was a dank and dismal scene,

a fence with nothing in between,

the council now had it removed,

it could no longer be approved!

 

The architect meanwhile was sent

to a far distant continent.

Read More
Translated German Verse: Text

Christian Morgenstern

1871-1914

Die beiden Esel
Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:
»Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!«
Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.

 

 

Möwenlied

Die Möwen sehen alle aus,

als ob sie Emma hießen.

Sie tragen einen weißen Flaus

und sind mit Schrot zu schießen.

Ich schieße keine Möwe tot,

Ich laß sie lieber leben -

und füttre sie mit Roggenbrot

und rötlichen Zibeben.

O Mensch, du wirst nie nebenbei

der Möwe Flug erreichen.

Wofern du Emma heißest, sei

zufrieden, ihr zu gleichen.

 

Verlange nichts von irgendwem,

laß jedermann sein Wesen,

du bist von irgendwelcher Fehm

zum Richter nicht erlesen.

 

Tu still dein Werk und gib der Welt

allein von deinem Frieden,

und hab dein Sach auf nichts gestellt

und niemanden hienieden.

 

Das Huhn

In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut,

geht ein Huhn

hin und her...

 

Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh'r?

Wird dem Huhn

man nichts tun?

 

Hoffen wir es! Sagen wir es laut:

daß ihm unsre Sympathie gehört,

selbst an dieser Stätte, wo es - "stört"!

Das Knie

 

Ein Knie geht einsam durch die Welt.

Es ist ein Knie, sonst nichts!

Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!

Es ist ein Knie, sonst nichts.

 

Im Kriege ward einmal ein Mann

erschossen um und um.

Das Knie allein blieb unverletzt -

als wärs ein Heiligtum.

 

Seitdem gehts einsam durch die Welt.

Es ist ein Knie, sonst nichts.

Es ist kein Baum, es ist kein Zelt.

Es ist ein Knie, sonst nichts.

 

Die zwei Wurzeln

Zwei Tannenwurzeln groß und alt

unterhalten sich im Wald.

Was droben in den Wipfeln rauscht,

das wird hier unten ausgetauscht.

Ein altes Eichhorn sitzt dabei

und strickt wohl Strümpfe für die zwei.

Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag.

Das ist genug für einen Tag.

Blätterfall

Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!
 
Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichteren Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.


Erster Schnee

Aus silbergrauen Gründen tritt
ein schlankes Reh
im winterlichen Wald
und prüft vorsichtig Schritt für Schritt,
den reinen, kühlen, frischgefallenen Schnee.

Und deiner denk ich, zierlichste Gestalt.

 

Read More

The Two Asses

The ass addressed his wife,

The fulcrum of his life.

“I’m gullible, and so are you,

We’ve totalled it, what shall we do?

(Post-Brexit life is stress and toil,

Let’s shuffle off this mortal coil”).

But as so oft in life,

He’s still alive – so is his wife!

 

The Seagull

All gulls look very much alike,

As if their name is Emma.

With plumage white and pointed beak,

They all take after Mama.

I don’t shoot gulls, I let them live,

Although they’re airborne tyrants,

I stand instead upon the pier,

And feed them bread and currants.

The capability to fly,

Is well beyond the human race.

But if your name is Emma too,

Be thankful for the interface.

Live and let live, for everyone,

Should form their own opinion,

No one appointed you as judge,

You’re equally a minion.

 

Keep your ideas to yourself,

Treat all around as brothers

You’ll get no thanks for carping on,

The valid views of others.

 

The Cockerel

In the station concourse, not for him designed,

A cockerel parades,

Stately up and down …

 

Where’s the Stationmaster when he’s needed?

Far from the farm

Who’ll do the cockerel harm?

 

Our sympathy is with him

We repeat out loud.

Even here, where he’s not allowed.

The Knee

 

Alone on earth, there went a knee.

A knee and nothing else!

It's not a pearl, It's not a tree.

A knee and nothing else!

 

A man in war was shot to bits

by his adversary.

The knee alone remained unscathed

like a reliquary.

 

Since then it wanders it round the world.

A knee and nothing else!

It's not a tree. It's not a pearl.

A knee and nothing else!

The Two Roots

 

Two large and aged pine tree roots

have conversations in the woods.

What in the treetops is discussed,

at grass-roots level is a must.

An old red squirrel's sitting there,

knitting warm stockings for the pair.

The first says: hi. The second hey.

I think that's quite enough today.

Falling Leaves


The rustling autumn forest grieves,
It's unexpected loss of leaves
Unpearled the net of branches.
But you, with ever heavy heart
Complain of pain when e'er we part
Be silent, take your chances!

Start smiling when a sudden breeze
Descends with ease to steal the leaves,
Swoops down and promptly ends.
You know it's just impermanence
The sword with which in every sense
Time's ghost itself transcends.


The First Snow

A slender deer
enters the wintry woods
from the silver-grey fields
and tests carefully, step by step,
the pristine, brittle and freshly fallen
snow .

And I think of you, most delicate of creatures.

 

Read More
Translated German Verse: Text

Christian Morgenstern

1871-1914

Die Trichter


Zwei Trichter wandeln durch die Nacht.

Durch ihres Rumpfs verengten Schacht

fließt weißes Mondlicht

still und heiter

auf ihren

Waldweg

u.s.

w.


The Funnels


Two funnels travel through the night

filtering the pale moonlight

through their tunnels

in particular

on their

journey

e.t.

c.


u.s.w. =und so weiter etc. = et-cet-era!

Read More
Translated German Verse: Text

Kurt Tucholsky

1890-1935

Deutschland erwache!


 

Daß sie ein Grab dir graben,
dass sie mit Fürstengeld
das Land verwildert haben,
dass Stadt um Stadt verfällt …
Sie wollen den Bürgerkrieg entfachen –
(das sollten die Kommunisten mal machen!)
dass der Nazi dir einen Totenkranz flicht –:
Deutschland, siehst du das nicht –?


Daß sie im Dunkel nagen,
dass sie im Hellen schrein;
dass sie an allen Tagen
Faschismus prophezein …
Für die Richter haben sie nichts als Lachen –
(das sollten die Kommunisten mal machen!)
dass der Nazi für die Ausbeuter ficht –:
Deutschland, hörst du das nicht –?


Daß sie in Waffen starren,
dass sie landauf, landab
ihre Agenten karren
im nimmermüden Trab …
Die Übungsgranaten krachen …
(das sollten die Kommunisten mal machen!)
dass der Nazi dein Todesurteil spricht –:
Deutschland, fühlst du das nicht –?

 

Und es braust aus den Betrieben ein Chor
von Millionen Arbeiterstimmen hervor:


Wir wissen alles. Uns sperren sie ein.
Wir wissen alles. Uns läßt man bespein.
Wir werden aufgelöst. Und verboten.
Wir zählen die Opfer; wir zählen die Toten.
Kein Minister rührt sich, wenn Hitler spricht.
Für jene die Straße. Gegen uns das Reichsgericht.
Wir sehen. Wir hören. Wir fühlen den kommenden Krach.
Und wenn Deutschland schläft –:


Wir sind wach!

Read More

 

Wake up Germany!
(A broad interpretation of Kurt Tucholsky - 1930)

 

They are digging your grave
undermining the population
with millionaire’s contributions.
Town after town,
state after state,
fall to them.
They are inciting civil war
(but what if it was the Left)?
The Nazis are weaving your wreath;
Germany, are you blind?

Gnawing at the roots in the dark,
screaming in the daylight,
preaching fascism daily
laughing at the rule of law
(but what if it was the Left)?
The Nazis are on the side of the exploiters.
Germany, can’t you hear them?

They are weaponizing,
their agents are afoot,
tirelessly,
throughout the land.
Dummy grenades are thrown
in practice,
(let the Left attempt that!)
The Nazis are signing your death warrant.
Germany, don’t you sense that?

But now, the voices of a million workers
are no longer heard,
only those of the populists
and the politicians are silent,
afraid to raise their voices,
and talk show hosts
bury the menace in boredom.

The rumblings of the coming explosion
are drowned in cries for prosperity,
and resistance to progress and change.
And, as Germany sleeps,
and the nightwatchmen, with weak eyes,
plod their routine rounds

no one is awake.

 

Read More
Translated German Verse: Text
Anchor 3

Erich Kästner

1899-1974

Der Dezember

Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man’s versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
“Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.”

Read More

December

The year grows old, with thinning hair

And slowly losing power

Knows its last days are measured there

Knows even its last hour.

 

Much has ensued, and chances passed

Now buried under snow

The world is white and still at last,

Wistfulness turned to woe.

 

The moon still waxes, then on wane

Naught stays and naught departs,

It’s all delusion, sometimes sane

A truth with hidden parts.

 

And once more Santa Claus appears,

In children’s fantasy,

Once more the golden baubles hang

On every Christmas tree.

 

As child you welcomed Christmastide

And loved the Christmas fable

Belief’s now lost in Santa Claus

Or Jesus in a stable..

 

The year soon sounds its final toll

The oracle has stated

“The year knows when the end is near

But your end’s still awaited.”

Read More
Anchor 8
Anchor 8

Johann Christian

Friedrich Hölderlin

1770-1843

Lebe droben, o Vaterland,

Und zähle nicht die Toten.

Dir ist, liebes, nicht einer zuviel gefallen.

Read More



Live aloft, O Fatherland

And count not the dead

For love of thee not one too many has fallen

Read More
Translated German Verse: Text

Rainer Maria Rilke

1875-1926

Ich liess meinen Engel lange
nicht los,


und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde
groß:
und auf einmal war ich das
Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.
Da hab ich ihm seine Himmel
gegeben, -
und er ließ mir das Nahe,
daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich
lernte das Leben,
und wir haben langsam
einander erkannt...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,   
kann er frei seine Flügel
entfalten
und die Stille der Sterne
durchspalten, -
denn er muss meiner einsamen
Nacht
nicht mehr die ängstlichen
Hände halten -

seit mich mein Engel nicht mehr
bewacht.


 

Read More

I wouldn’t let my angel go
 


and he became diminished
in my arms
and shrank,
whereas I grew.
I was the benevolent one
and he the trembling beggar.
So I gave him back his heaven
and he left me with the here-and-now
from which he vanished.
He learnt to ascend
I learnt to apprehend
my life
and so we slowly
learned to know each other.

Since my Angel no longer watches over  me,
he can freely

spread his wings,

and split the firmament,

and other things –
for during my lonely nights,

he understands
he must no longer hold

my fearful hand –

since he no longer

watches over me.
 

Read More

Walter Flex

1887-1917

Ihr heiligen grauen Reihen
Geht unter Wolken des Ruhms
Und tragt die blutigen Weihen
Des heimlichen Königtums

Read More

You holy, gray ranks

March beneath the clouds of fame

And wear the bloody robes

Of the secret realm.

Read More
Translated German Verse: Text

Heinrich Heine

1797-1856

Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

 

Schamlose schäbbige Bettler sind’s,
Almosen wollen sie haben –
Ein’n Pfennig Popularität
Für Menzel und seine Schwaben!

 

O meine Göttin, du hast mich heut
In weicher Stimmung gefunden;
Bin etwas krank, doch pfleg’ ich mich,
Und ich werde bald gesunden.

 

Ja ich bin krank, und du könntest mir
Die Seele sehr erfrischen
Durch eine gute Tasse Thee;
Du mußt ihn mit Rum vermischen.

 

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,

Die hat einen andern erwählt;

Der andre liebt eine andre,

Und hat sich mit dieser vermählt.

 

Das Mädchen heiratet aus Ärger

Den ersten besten Mann,

Der ihr in den Weg gelaufen;

Der Jüngling ist übel dran.

 

Es ist eine alte Geschichte,

Doch bleibt sie immer neu;

Und wem sie just passieret,

Dem bricht das Herz entzwei.

Das Fräulein stand am Meere

 

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
 

Wo

Wo wird einst des Wandermüden
Letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand?
Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Totenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.


Ein Weib

Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bett und lachte.
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.


Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte -
Sie schüttelt′ das Haupt und lachte.


Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.


Nachtgedanken

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und Verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext,
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf lange Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt' ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Seit ich das Land verlassen hab,
So viele sanken dort ins Grab,
Die ich geliebt - wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.

Und zählen muß ich - Mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust - Gottlob! Sie weichen!

Gottlob! Durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

 

Read More

Fatal for me the rabble, that,
To wake primal emotions,
Wave high the patriotic flag,
With all its noxious notions".

 

Shameless, shabby beggars just

A pack of shifty borrowers

Of cheapened popularity,

For Höcke and his followers.

 

Dear Lord, I find myself today

In mood as weak as never

I’m ill but pray you’ll comfort me

And I will soon recover

 

Yes, I am ill, and you can help

To soothe my soul and spirit
Naught better than a cup of tea

And warming rum within it.

A young man loved a maiden,

but she chose another,

who in his turn loved someone else,

and married her - the other.

 

The maiden she then married,

as might be expected,

the first man she encountered;

the young man is dejected.

 

It is the old, old story,

when lovers fall apart,

and whene’er it happens,

it always breaks your heart.

The Girl stood on the Seashore

 

The girl stood on the seashore,
her sighs were overdone.
And why - for she lamented
the setting of the sun

Oh Maiden, don’t be despondent
when the sun disappears,
because it sets before you
and behind you reappears.
 

Where?

Where will the tired wanderer
find a place to end his time?
Under palms in southern splendour?
Beneath lime trees on the Rhine?
Somewhere on the desert’s floor
buried deep by stranger’s hand?
Or on the ocean’s lonely shore
sheltered in a shroud of sand?
Where’er my body finds its rest,
God’s heaven shields it day and night,
like graveyard lanterns at behest,
shine over me the stars so bright.

A Woman

Everlasting love was their motif,
she was a scoundrel; he was a thief.
When he played his mischievous tricks,
she behaved like a cat on hot bricks.
Every day passed in joy and delight,
her head lay on his breast at night.

When the cops arrived to take him off to jail,
she stood at the window. and laughed a gale.
He said to her, »Won’t you come to me,
I long for you in eternity.
Without you my life is worth nought« -
She shook her head, laughed, and went forth.

They hanged him at six, as day was dawning,
at seven he was under the earth;
at eight o'clock, on the same morning
she drank red wine and was full of mirth.
 

Night Thoughts

Think I of Germany at night,
all thoughts of sleep are put to flight,
my eyes I can no longer close
and down my cheek, a hot tear flows.

The years they come and go, the years
since last I saw my mother dear,
Twelve lengthy years, and naught to show,
my longing and desire grow.

My longing and desire grow,
my thoughts are always with her though,
bewitched am I, under the spell
of that woman, God treat her well!

That dear old woman loves me so,
and in her letters, full of woe,
I comprehend her shaking hand,
and her distressed heart understand.

My mother’s ever on my mind,
these twelve long years have been unkind.
Twelve long years have sadly fated
that our hearts were separated.

Germany will dwell eternal,
vigorous, a healthy kernel,
and with its oaks, its linden trees,
I'll find it yet again with ease.

For Germany, I’d have no care,
except that my dear mother’s there,
on Fatherland, you can rely,
but my poor mother could soon die.

Since I have left my native land,
so many are interred in sand,
those that I loved, I count the cost,
and my soul bleeds, for all those lost.

Count I must, and with each number,
a burden my soul encumbers,
I feel as though my chest is tightening
Praise God! My burden’s lightening.

Praise God! For now my window bright
shines gold with France’s cheerful light;
my wife’s smiles promise on the morrow
to sweep away the German sorrow.

 

Read More
Translated German Verse: Text

Christian Maintz

1958-

Mensch und Reiher


Im Elbedampfer sitzt Herr Meier;
Am Elbeufer steht der Reiher.


Herr Meier sieht den Reiher an;
Der Reiher sieht Herrn Meier an.


Der Reiher putzt sich das Gefieder.
Herr Meier schaukelt auf und nieder.


Der Reiher überfliegt die Elbe;
Herr Meier reihert in dieselbe.

Herr and Heron

 

In Elbe steamboat Herr Meier, furthermore

the heron stands unmoving on the shore.

 

Herr Meier regards the heron casually,

the heron shows its interest gradually.

 

The heron preens itself with little emotion

Herr Meier rocks awkwardly with the boat's motion

 

Heron flies off without a quiver

Herr Meier pukes into the river.

Read More
Translated German Verse: Text

F.K. Waechter

1937-2005

Die Gams
Die Gams erwacht im fremden Forst,
sie lag in einem Adler-Horst.
Sie schaut sich um und sagt betroffen:
„Mein lieber Schwan, war ich besoffen!“


Die Gams tat einen harten Schrei,
dann sprang sie am Montblanc vorbei.

 

The Chamois

Chamois awakens, fully dressed

Bedded in an eagle's nest

It looks around and says, contrite

"I certainly tied one on last night!"

 

And then the Chamois for a prank,

sprang without warning past Mont Blanc.

Read More
Translated German Verse: Text

Adolf Glassbrenner

1810-1876

Die Seufzer

 

Er ging mit ihr spazieren

Im Mondschein an dem Bach;

Sie liebten sich sehr zärtlich

Und seufzten O und Ach!

 

Sie sind nunmehr vereh'licht;

Sie geh'n nicht mehr am Bach;

Sie sitzen in der Stube

Und seufzen O und Ach!

Read More

Sighs of the times

 

He took her out in moonshine

For a stroll beside the sluice;

They loved each other passionately

To sounds of aahs and oohs!

 

The couple live in married bliss

Love just a cul-de-sac;

Sit at the kitchen table

And sigh, alas, alack!

Read More
Translated German Verse: Text

Peter Hacks

Klosteridyll

Es sprach ein Mönch zu seiner Nonne:
Komm her, du meine Herzenswonne,
Ich bin noch jung, du bist noch schön,
Laß uns geschwind zu Bette gehn.
Noch ist mein Körper schlank und sehnig,
Noch blühst du rosigen Gesichts.
Wenn wir erst alt sind, sind wir wenig,
Und wenn wir tot sind, sind wir nichts.

Nun ging, indem der Mönch so sprach,
Der Abt just durch ihr Schlafgemach
Und hörte das erhitzte Paar
Und sah den Zustand, worin es war.
Ab, Kinder, rief er, in die Kissen,
Verschafft euch eine frohe Nacht.
Ich selbst will eben zur Äbtissin,
Wir sehn uns dann zur Frühandacht.

Read More

Cloister idyll

 

A monk called to his nun one night

Come here, at once my heart's delight,

I am still young, you are still fair,

The time has come for an affair.

My body is still slim, my muscles hard

Your breasts are firm, your nipples are en garde.

When we are old we'll know we've missed the bus,

And when we're dead there's nothing left of us.

 

And hearing what was said while passing by

their dormitory, the abbot gave a sigh,

perceiving that the pair was really hot

ready to rip their clothes off on the spot.

Children, he said, commencing a priori,

get down to things at once a fortiori.

I'm off to teach the abbess solitaire,

I'll see you both again at morning prayer.

Read More
Translated German Verse: Text

Gerhard Rühm

Read More

ridiculum vitae

starting as ejaculation

father toiled on tirelessly

built a house then quit

and that was it

Read More
Translated German Verse: Text

Michael Schönen

1970 -

Platzhalter

Read More

Life is

 

Life's not a bowl of cherries

Life is not Mother's Day

Life is a bowl of gruel

A gruesome cabaret.

 

Life is not a cakewalk

Life's not a picnic either

Health and pleasure for the rich

Alas the poor have neither.

 

Life is not a playground

And not an Easter egg

Life is just a heap of shit

You're born and then you're dead.

Read More
Translated German Verse: Text

Michael Schönen

1970-

Platzhalter

Read More

Late Regrets

 

Your life is just a vale of fears

and so to end the pain, the tears,

Seizing courage, in hand a rope

You cry out "There is no more hope"!

 

Your neck now bears a heavy weight

You think: "Oh shit, is it too late"?

Your view has changed from aforesaid

As other thoughts go through your head.

 

"I never thought it such turmoil

To shuffle off this mortal coil

But studied now from this perspective

I'd like to make things retrospective"

 

But your regrets come much too late

A blue complexion seals your fate

Shallow gasps, shortness of breath

A final twitching marks your death.

 

The moral is:

Think carefully; don't act the fool

before you kick away the stool.

David Conlin

Read More
Translated German Verse: Text

Erich Mühsam

1878-1934

Disput

 

Es kräht der Hahn auf seinem Mist.

Als Kanzelredner wirkt der Christ.

Auch äußert sich der Atheist.

 

Der Prediger betet früh und spät.

Der andre glaubt ihm nicht und schmäht.

Der Hahn steht auf dem Mist und kräht.

 

Der fromme Christ führt Gott im Mund,

der Atheist den Schweinehund.

Vom Mist der Hahn kräht Stund um Stund.

 

Der Christ hat einen Fluch getan.

Der Atheist denkt: Zahn um Zahn! …

Ich halt es mit dem Gockelhahn.

Die Ahnung

 

Ich trank meinen Morgenkaffee und ahnte nichts Böses.

Es klingelte. Ich ahnte noch immer nichts Böses.

Der Briefträger brachte mir ein Schreiben.

Nichts Böses ahnend, öffnete ich es.

Es stand nichts Böses darin.

Ha! rief ich aus. Meine Ahnung hat mich nicht betrogen.

Read More

Dispute

 

The cock crows on his dunghill

The preacher speaks his fill

The atheist is talking still.

 

The preacher prays early and late.

The others don't believe his prate.

The cockerel joins the debate.

 

The pious Christian eats the host,

the atheist, a swine at most.

The cockerel crows from his post.

 

The Christian lets expletives fly.

The atheist thinks: Eye for eye,

the cockerel is right - goodbye!

Suspicions

 

I drank my morning coffee and suspected nothing bad.

The doorbell rang. I still suspected nothing bad.

The postman brought me a letter.

I opened it, suspecting nothing bad.

There was nothing bad in the contents

»Aha«, I called out. My suspicions were correct.

Read More
Anchor 1

Ernst Anschütz

1780-1861

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach

 

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach:

Klipp klapp.

Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach:

Klipp klapp.

Er mahlet das Korn zu dem kräftigen Brot,

Und haben wir dieses, so hat's keine Not.

Klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp!

Flink laufen die Räder und drehen den Stein:

Klipp klapp!

Und mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein:

Klipp klapp!

Der Bäcker dann Zwieback und Kuchen draus bäckt,

Der immer den Kindern besonders gut schmeckt.

Klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp!

Wenn reichliche Körner das Ackerfeld trägt:

Klipp klapp!

Die Mühle dann flink ihre Räder bewegt:

Klipp klapp!

Und schenkt uns der Himmel nur immerdar Brot,

So sind wir geborgen und leiden nicht Not.

Klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp!

Read More

The millwheel clatters on bubbling brook

 

The millwheel clatters on bubbling brook

clip clap.

By day and by night the miller keeps book

clip clap.

He grinds the corn for our daily bread,

that meets our needs when all is said.

clip clap, clip clap, clip clap!

The wheels revolve and turn the stone

clip clap!

And grind the corn to flour alone

clip clap!

The baker bakes fresh scones and cake,

for all the children to partake,

clip clap, clip clap, clip clap!

When the harvest is bounteous

clip clap!

The wheel turns night and day for us

clip clap!

Our bread comes from the Lord above,

who we should cherish, praise and love

clip clap, clip clap, clip clap!

Read More
Anchor 2
Anchor 4
Anchor 5

Bertolt Brecht

1898-1956

Über die Verführung von Engeln

 

Engel verführt man gar nicht oder schnell.
Verzieh ihn einfach in den Hauseingang
Steck ihm die Zunge in den Hals und lang
Ihm untern Rock, bis er sich nass macht, stell
Ihn, das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock
Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen
Dann halt ihn fest und lass ihn zweimal kommen
Sonst hat er dir am Ende einen Schock.

Ermahn ihn, dass er gut den Hintern schwenkt
Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen
Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen
Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt –

Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht
Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.

Read More

On Seducing an Angel

 

Seduce an angel either fast or not at all,

drag it into a dark doorway and have a ball

stick your tongue deep into its mouth and shove your hand

under its skirt till it's wet, then rub your stiff gland

on its arse, face to the wall and, in a trice,

fuck it until it starts to moan, let it come twice

don't let it get in a state of shock.

Give it your cock make it stroke your balls

and your prick hard as a rock

say you will catch it if it falls for what it's worth

and now it is floating between heaven and earth.

 

Never look in its face when you do those dirty things

but however hard you fuck it, don't crush its wings.

Read More
Anchor 6
Anchor 6

Dirk von Petersdorff

1966-

Zauberwürfel

Ein hohes Sausen kommt durch die Jahrzehnte,
das sind die Waschmaschinen der WGs,
und dort: Susanne, die am Kleinbus lehnte,
mit diesem Follow-Me-Appell, ich sehs –
riech auch die Suhrkamp-Bücher im Regal,
in denen irgendwo die Wahrheit döste,
den Zauberwürfel drehen, hundertmal,
fühlst du nicht auch, wie man ihn immer löste
in schnellen, traumhaft sicheren Prozessen,
ich fühls, nur wie das ging, hab ich vergessen.

Raucherecke

Ihr Langen,
wo seid ihr?
Ich hab
nicht mal mehr
eure Nummern.
Gibt es denn Besseres als am Morgen
eine Schar,
eng zusammen,
frierend;
ich glaube, wir froren fast immer.
Damals sprach keiner zu viel,
sondern stand, den Rücken zur Welt,
in Mänteln aus Stoff,
ihr Dünnen.
 
Nur der verhangene Blick
sieht tief, kennt sein Schicksal,
das traurige Pochen
ferner Hügel,
sieht freudig erschreckt
sich am seligen Busen erwachen.
Wie ihr den Rauch
ausstoßen konntet,
ihr Edlen, ach,
alles war gut, als ich mit euch
sah sich röten den Tag, viertel vor acht.

 

An eine Dreizehnjährige

Wenn du morgens in die Küche kommst,
schaust du wie eine Eule,
in den helllichten Tag versetzt.
Diese Arme, die an dir hängen,
mit denen du schlenkerst, sind deine Arme.
Ein Tag widerspricht dem anderen:
Deine Haare bürstest du nie –
ununterbrochen bürstest du deine Haare.
Als Rätsel mit Locken
hockst du stundenlang
in unseren Sessel gefaltet, die Beine verknotet,
und aus diesem Sesselnest lächelst du
oder finsterst herab, wie der Himmel,
endlos grau – tiefstes Blau –
Warum? «Einsilbig» heißt,
alle Fragen mit einer Silbe
oder einem Knurren zu beantworten.
Denn du hast anderes zu tun,
du schnaufst, prustest, du heulst und lachst,
alles zugleich, und so sagst du die Wahrheit
über uns, denn so unfertig
sind wir auch, im Übergang, auch wir
verpuppen uns, werfen ständig etwas ab –
wie du deine Schaffelljacke,
die ich überall im Haus finde, aufsammle
und in dein Zimmer trage.

Im Sommer schlurfst du als November herum,
aber mitten im Winter
wirst du euphorisch, deckst den Tisch
für uns alle, spürst das Frühjahr,
schneidest singend Salat,
und wenn du jetzt in den Wald gingest,
kämest du mit einem Korb
voller Erdbeeren zurück.
Du bist so nah, so fern,
mein liebes Kind,
das hinter einer Glaswand steht
in einem T-Shirt mit einem blauen
Elefanten, selbst bemalt.
Vertaumelte Tage, Halbschlafwelt –
aus deinem Zimmer trage ich
Aus deinem Zimmer trage ich
einen Joghurtbecher mit Schimmelkultur
und ein Müsli, hart geworden
wie Mörtel: Man könnte ein Haus damit bauen.
Du willst aber kein Haus, sondern auswandern,
ja, du wirst auswandern,
du glorreiches Phantom –
so hüpft die Schonheit die Treppe hinunter
und berührt sie kaum.
Dann aber zerknautscht wie die große Stoffkatze,
die neben dir schläft. Das freie unbekümmerte Kind,
bist du es noch? Irgendwie schon,
denn nichts behält seine Gestalt
und nichts geht verloren. »Wohin gehöre ich?«
fragt dein Zahnspangenlächeln,
wenn du abends in die Küche kommst.


 

Read More

 

 

Rubik’s Cube

 

A high-pitched tone rumbles down the years to us,

the tumbling of the washing in the flat-share,

and Susanne, leaning on the minibus

with her Follow Me appeal, with not a care -

the musty smell of a dog-eared paperback,

in which the truth is somewhere sound asleep,

I twist the Rubik’s Cube, but there’s a lack

of sensation, though I, like you, feel deep

down the solution’s there, a trusted process,

so close to hand but gone, nevertheless.

Smokers’ Corner

Hey big guys!
Where are you now?
I’ve long lost
your telephone numbers.
Nothing was better than
huddling together,
a freezing
early morning scrum.
We were always freezing
weren’t we?
No needless chat,
turning our skinny
backs to the world
in skimpy cloth overcoats.

The  clouded glance alone
foresees its fate,
the sad throbbing
of distant hills
and the blissful fear at thoughts of waking
on their blessed bosom.
We were stars!
Proudly exhaling
slim blue streams of smoke.
What times we had together
at quarter to eight.

 

To a Thirteen-year-old

 

Mornings, when you come into the kitchen,

you look like an owl

caught in the bright light of day.

The arms, hanging at your side,

swinging, are your arms.

Each day contradicts the next:

You never brush your hair,

you never stop brushing your hair.

An enigma with curls

you hunker for hours

folded in our armchair, legs knotted,

and from your lounging nest you smile

or grimace, like the heavens,

endlessly grey – deepest blue –

Why? »monosyllabic« means

Answering all questions

with a single syllable, or a grunt

because you have better things to do,

You sniff, snort, sob and smile

all at the same time,

and so you reveal the truth about us

for we too are immature, in transition, we too

are emerging, constantly sloughing our cocoon

as you do with your sheepskin jacket

that I find discarded

all over the house, gather up and

tidy away in your room.

In summer, you trudge around

as if it is November,

but in midwinter

you become euphoric, lay the table

for the family, sensing spring,

singing as you slice salad and,

if you go into the woods,

you return with a basket

full of strawberries.

You are so near, so far away

my dearest child,

standing behind a glass partition

in a T-shirt with a blue

elephant, self-painted.

Tumbled days, dozing world –

From your room, I collect

a yoghurt tub furred with mould

and a bowl of old musli

as hard as mortar;

hard enough to build a house.

But you don’t want a house

you want to emigrate

Yes, you will leave us

you glorious phantom –

beauty tripping down the stairs

scarcely touching them.

Then, crumpled up,

like the big stuffed cat

that shares your bed.

Are you still the same

free, untroubled child?

Yes, somehow you still are,

as nothing keeps its form

and nothing is ever lost.

»Where do I belong«?

asks your tooth-braced smile,

in the evening

when you come into the kitchen.

Read More

©2020 by David's Bio Blog. Proudly created with Wix.com

bottom of page